Demütige Klarheit – eine Haltung, der ich nacheifern will

Der Kirchenvater Augustinus legt am Anfang seines theologischen Hauptwerkes “De trinitatae” seine Haltung gegenüber den Lesern dar: Demütige Klarheit!

Daher möge jeder, der dies liest, wo er meine sichere Überzeugung teilt, mit mir weitergehen, wo er mit mir schwankt, mit mir suchen, wo er einen Irrtum seinerseits erkennt, zu mir zurückkehren, wo einen meinerseits, mich zurückrufen.

So wollen wir gemeinsam auf dem Wege der Liebe einhergehen, uns nach dem ausstreckend, von dem es heisst: ‚Suchet sein Antlitz immer.’ Ein solches von Ehrfurcht getragenes und Zuverlässigkeit verbürgendes Übereinkommen möchte ich vor dem Herrn unserem Gott mit allen Lesern meiner Werke schliessen, für alle meine Schriften, ganz besonders aber für dieses Werk über die Einheit der Dreieinigkeit, des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, weil nirgends das Irren gefährlicher, das Suchen mühseliger, das Finden fruchtbringender ist.

Wenn also jemand beim Lesen sagt: Das ist nicht gut dargelegt, da ich es nicht verstehe, so trifft er mit seinem Tadel meine Darstellungsweise, nicht den Glauben; vielleicht hätte es wirklich lichtvoller gesagt werden können. Indes gilt, dass kein Mensch jemals so sprach, dass er in allem von allen verstanden wurde.

Wenn also jemandem in meiner Abhandlung etwas missfällt, so sehe er zu, ob er andere, die sich mit solchen Gegenständen und Fragen beschäftigt haben, versteht, während er nur mich nicht versteht. Ist es so, dann lege er mein Buch beiseite — er kann es auch wegwerfen, wenn er will — und schenke lieber Zeit und Mühe jenen, die er versteht

Auch den Schlusssatz schrieb er im tiefen Bewusstsein seiner eigenen Begrenztheit und Fehlbarkeit:

Du, Herr, Gott, du der Eine, du Gott Dreieinigkeit, was immer ich in diesen Büchern von dir her gesagt habe, mögest du auch als dir gehörig gelten lassen; wenn ich etwas von mir her gesagt habe, dann lass es nicht gelten, und auch so lass mich dein bleiben! Amen.