Über die Notwendigkeit des doppelten Hörens

Auf Theoblog hat sich eine interessante Diskussion über die Systematische Theologie von Michael Horton entfaltet. Das Werk bleibe thematisch stark innerhalb des eigenen “Reviers”. Ein Kommentator überträgt diese Thematik auf die Aufgabe der Verkündigung:

Pastoren leben oft nicht in der “Realität” (z.B. dem 40h oder 50h Arbeitsleben) und predigen “Prinzipien”, die wenig mit der Realität der meisten Menschen zu tun haben?

Oder: Pastoren sind so liberal, dass sie zwar die Zeitung lesen und wissen, was abgeht, aber die Ereignisse dann nicht aus biblischer Sicht einordnen bzw. das Geschriebene dann nicht neu versuchen zu durchdenken mithilfe von christlichen Grundannahmen (denn viele Zeitungsautoren schreiben ja mit humanistischen / nichtchristlichen Grundannahmen und kommen daher zu vorhersehbaren Interpretationen.)

Oder: Pastoren sind zwar nicht liberal, sondern bibeltreu, aber beschaeftigen sich dann gar nicht mehr mit dem, was wirklich passiert, und wenn, dann nur so oberflaechlich, dass ihre Interpretation der aktuellen Dinge z.B. viel zu reduktionistisch ist. (Z.B.: Ein Erdbeben geschieht irgendwo: ja, klar, das ist ja schon in der Offenbarung beschrieben. Die EU formt sich mit zentralistischen Tendenzen: ja, klar, das steht ja schon in der Offenbarung” etc, ohne jede Detailkenntnis oder Verstaendnis von Oekonomie, Politik etc. – Ein Pastor muss ja nicht Volkswirtschaft oder Politikwissenschaft studiert haben, aber ein oder zwei “neutrale” Standardwerke würden ihm nicht schlecht tun.)

Ich stimme dem zu: Es braucht das, was John Stott das “doppelte Hören” genannt hat.  Das Hören auf das, was Gott in seinem Wort sagt, und das Hören auf das, was in dieser Welt passiert.