Über die Freuden des Alleinseins

Alleinsein ist der einzige mögliche Zustand für mich, denn ich bin nicht gewillt, eine Frau unglücklich zu machen, und Frauen neigen ja dazu, unglücklich zu sein. Ich gebe zu: Alleinsein ist nicht immer lustig, man ist nicht immer in Form. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass Frauen, sobald unsereiner nicht in Form ist, auch nicht in Form bleiben; sobald sie sich langweilen, kommen die Vorwürfe, man habe keine Gefühle. Dann, offen gestanden, langweile ich mich doch lieber allein. Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, das Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte, Fuss auf Gas; Menschen sind eine Anstrengung für mich, auch Männer.

Aus: Max Frisch. Homo Faber. Suhrkamp: Frankfurt 1977:91-92. (Das Zitat habe ich in einer Tageszeitung entdeckt, und eben nahm ich das Buch wieder in die Hände. Ich habe es vor Jahren während meines ersten Studiums gelesen.)