Damit aus Buben Männer werden (6): Wir muten ihnen etwas zu.

Als Christ ist es mir ein Anliegen, nicht bei der Analyse stehen zu bleiben, sondern – im Wissen, dass ich die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen habe – einige Antworten zu formulieren. Als Kontrast zur Überbehütung schlage ich vor: Unseren Söhnen etwas zuzumuten. Dazu ein Beispiel aus meinem Alltag. Für ein Fest in unserer Umgebung wollten meine Jungs Krachmandeln herstellen, um sie zu verkaufen. Am Samstagmorgen richtete meine Frau die Produktion ein und instruierte den Nachwuchs über den Ablauf. Dieser hörte jedoch nicht richtig zu, und es galt dann den Zucker aufzukochen. Hilflos stand der junge Mann am Herd und bettelte, flehte, rief und zankte, dass ihm doch jemand zu Hilfe komme. Es blieb beim Bescheid: „Ich habe es dir gezeigt, jetzt lernst du es.“ Es galt dem Reflex zu widerstehen, den einfacheren Weg zu gehen und dem Sohn unter die Arme zu greifen. Meine Frau wählte den anspruchsvolleren. Nachher meinte sie zu mir: „Ich greife erst kurz vor der Entmutigung wieder ein.“ Eine selten gewordene Qualität ist gefragt: Mehr Geduld, um unseren Söhnen etwas zuzumuten.

Noch etwas hängt mit dem Zumuten zusammen: Wir vertrauen unseren Söhnen, dass sie zu mehr in der Lage sind, als sie es zunächst denken. Wer ständig eingreift, entmündigt einen heranwachsenden Sohn. Wir machen sie klein und halten sie abhängig. Wie klug war doch der Ausspruch der Mutter einer meiner Freunde. Wenn sie wusste, dass sie ihm eine Sache zumuten durfte, meinte sie stets: „Ich glaube, dass du eine gute Entscheidung treffen wirst.“ In dieser Zuversicht dürfen wir auch mit unseren Söhnen wachsen.