Wenn Ehre und Schande regieren

Ayaan Hirsi Ali, Islamkritikerin, im Interview mit Dror Eydar, Journalist der israelischen Tageszeitung «Israel Hayom»:

Der Westen hat erfolgreich Religion und Politik getrennt, aber selbst an Orten im Westen, wo es keine strikte Trennung gibt, ist das Konzept von Gott und Religion immer noch ein anderes als die gegenwärtige Realität im Nahen Osten. Das war selbst im 13. oder 15. Jahrhundert schon so. Der Islam ist eine Orthopraxie, der Islam hat ein Ziel. Wenn Sie ein wahrer Muslim sind, dann müssen Sie für dieses Ziel kämpfen. Sie können einen vorübergehenden Frieden oder Waffenstillstand erreichen, aber das ist nicht endgültig, nicht dauerhaft. Es geht nicht nur um das Territorium. Weil das Territorium nicht den Menschen gehört; es gehört Gott.

Und noch etwas, was wir Westler einfach nicht verstehen:

In einer Kultur, die von Ehre und Schande diktiert wird – zusätzlich zur religiösen Tatsache –, ist jeg­liche Niederlage, ist das Akzeptieren eines Kompromisses gleichbedeutend mit dem Verlassen des Raumes mit leeren Händen. Kompromiss ist Niederlage in dieser Kultur. Es ist sehr schwer, zeitgenössischen westlichen Menschen das zu erklären.