Über die Phasen einer (religiösen) Bewegung

James D. Bratt, Historiker und Dozent des Calvin College, greift in seiner Dissertation über die Subkultur des American Dutch Calvinism auf das Modell des Anthropologen Anthony F. C. Wallace zurück, mit dem er fünf Phasen der Neo-Calvinistischen Bewegung beschreibt:

  1. Erfahrung von erhöhtem Stress bei vielen Einzelnen (1860er-Jahre, Abraham Kuypers Bekehrung und erste grosse Reden)
  2. Kulturelle Desorientierung (1870er-Jahre; durch den „Katalysator“ des Schulstreits scharten sich viele Einzelne um den Führer Kuyper)
  3. Revitalisierung (1880er-Jahre: Gründung von eigenen Institutionen, insbesondere einer Universität und einer Kirche)
  4. Adaption (1890-er Jahre; Verfestigung der eigenen Ideologie und der Wahrnehmung der Aussenwelt)
  5. Routine (nach Kuypers Tod 1920; die Kultur wird als modus vivendi innerhalb einer grösseren Gesellschaft akzeptiert).

Bratt sieht den Neo-Calvinismus insgesamt als Mischung zwischen „erwecklichen“ und „utopischen“ Elementen, also der Wiederherstellung eines verlorenen und der Bildung eines zukünftigen Goldenen Zeitalters.

James D. Bratt. Dutch Calvinism in North America: A History of a Conservative Subculture. Eerdman: Grand Rapids 1984. S. 232-233.