Verwöhnen bis zur Lebensuntauglichkeit

Dieses Interview mit Astrid von Friesen unterstreicht und bestätigt eigene Beobachtungen. Die neue Elterngenerationen weist selber narzisstische Züge, welche sie der nächsten verstärkt weitergeben. Der Interviewten fehlt es nicht an Beispielen:

Sie kreisen um sich, selbstverliebt, zunehmend ängstlich-aggressiv, wie ich gerade junge Frauen wahrnehme und von Patienten über “Kämpfe” unter Frauen in den Kitas usw. höre. Sie kreisen wirklich wie Hubschrauber über den Köpfen ihrer Kinder, ständig verbunden durch die „längste Nabelschur der Welt“, das Handy, ständig im Angstmodus, was wir als Therapeuten dann “hysterisch” nennen. – Bei einer Supervision der Angestellten einer ostdeutschen Universität vor fünf Jahren bezog sich deren Klage in erster Linie auch auf die Eltern, die nicht nur ihre erwachsenen Kinder in die Uni-Büros begleiteten, sondern auch für sie sprachen, als seien diese Kleinkinder. – Ich bekomme öfters auch Anfragen nach Praktikumsplätzen in meiner therapeutischen Praxis. Zu 90 % rufen Mütter an. Denen sage ich dann ganz freundlich, dass ich nur direkt mit den Praktikumssuchenden spreche, woraufhin die Mütter höchst beleidigt reagieren.  Ebenfalls wie Kleinkinder, denen man ihr liebstes Spielzeug weg nimmt.

… Wenn ich höre, dass eine Mutter ihren 15jährigen Sohn nicht mit der Bahn von Dresden nach Nürnberg ohne Umsteigen (Oh je, er kann ja wohl nicht lesen und den Bahnsteig finden!) alleine reisen lässt, dann ist erstens in der Mutter-Sohn-Beziehung etwas grundlegend schief gelaufen und zweitens kann sich der Ehemann und Vater nicht durchsetzen und dem Sohn den Rücken stärken, was eine seiner vornehmsten Vateraufgaben ist! Und drittens fürchte ich, wenn man dies weiter denkt, um unsere Demokratie, denn solche verwöhnten und narzisstisch um sich selbst kreisenden Menschen  werden sich schwerlich für das Gemeinwohl einsetzen.

Eine neue Art von Perfektionismus (in Form von Ängstlichkeit) unterstützt diese Prägung zur Lebensuntauglichkeit:

Der große Pädagoge Jean Piaget hat einmal gesagt: “Das, was wir den Kindern zeigen, können sie nicht mehr selbst entdecken!”. D.h. wir Erwachsene machen vieles den Kindern an Lebens-Erfahrungen kaputt, dazu gehört ja beim Laufenlernen 100 mal sich auf seinen Po zu setzen, beim Skilaufen hinzufallen, beim Klettern auf Bäume die Gefahren abzuschätzen. Eine Mutter von vier Kindern erzählte bereits vor 25 Jahren in Hamburg, dass sich Besuchskinder öfters aus dem hohen Baumhaus in ihrem Garten herunterzustürzen drohten, weil sie erstens nie gelernt hatten, Höhen abzuschätzen, zweitens weil sie zu viele Trickfilme gesehen hatten, in denen die Figuren immer wieder aufstehen, auch wenn sie tief abgestürzt oder plattgefahren waren und weil sie über keine gute Körperempfindungen verfügten – im Gegensatz zu den eigenen Kindern, denen in 15 Jahren Baumhaus nie etwas zugestoßen war.