E21 Live-Blog (6): Die Schöpfung des einen neuen Menschen

Speaker: Thabiti Anyabwile

Text: Epheser 2,11-22

Hauptbotschaft

Das grösste Geschenk, das Christus uns ausser sich selbst hinterlassen hat, ist die Gemeinde, in der er wohnt.

Epheser 2 erinnert daran, dass Christus nicht nur gekommen ist, um einzelne Menschen zu retten, sondern seine Gemeinde. Dadurch bildete sich eine neue ethnische Gruppe. Das ist der Fokus des Abschnitts: Das neue Volk, das Jesus sich bildet.

Zitate

  1. „Wir waren ohne Christus, ohne Staatszugehörigkeit, ohne Freunde, ohne Hoffnung und ohne Gott.“ (John Stott) Kennst du eine Situation, die hoffnungsloser aussieht?
  2. Erkenne das „aber jetzt“ als Einladung zu Christus, wenn du noch nicht bei ihm bist. Und als Christ: Wir hören die Wahrheit des Evangeliums, um sie zu vergessen. Wir müssen uns täglich daran erinnern, was Christus für uns getan hat.
  3. Der Zugang zu Christus hat nichts mit unseren Gefühlen zu tun, sondern mit dem vollendeten Werk von Christus. Unsere Gefühle können uns anlügen.
  4. Weil wir das Evangelium haben, können wir einander wie Jesus vergeben. Wir sollen eine Einstellung der Vergebung haben, bevor die andere Person um Vergebung bittet.
  5. Christus hat gepredigt. Der Friede, den wir empfangen, kommt durch die Predigt zu uns. Deshalb ist in unseren Gemeinden die Predigt der Hauptpunkt. Die Ziele Gottes werden durch die Predigt des Wortes Gottes erreicht.
  6. Friede ist eine Person. Wir finden keinen Frieden in unserer Arbeit, unserer Ehe, Geld oder Beliebtheit.
  7. Siehst du den Sonntagsgottesdienst als ein gemeinsames Hintreten in Gottes Gegenwart? Wir kommen so zusammen, weil Christus unser Friede ist. Wenn du keinen Frieden mit deinen Geschwistern hast, dann erfrische dich durch einen Schluck des Evangeliums.
  8. Wir sind ein Tempel Gottes. Das ist ein unglaubliches Bild. Die Bibel dreht sich um die Geschichte von Gott, der unter seinem Volk leben will.

Mitschrift

Was würdest du jungen Leuten sagen, die bekennen, dass sie Christen sind, aber keiner örtlichen Gemeinde angehören? Diese Frage wurde mir oft gestellt. Ich könnte viele praktische Gründe dafür angeben. Es gibt ausserdem eine gute Anzahl von Versen, welche die Mitgliedschaft in einer Gemeinde untermauern. Das Problem ist nicht intellektuell, sondern eine Frage der Zuneigung. Ihr werdet das Gewicht der Ortsgemeinde nicht erkennen, bevor ihr nicht ihre Schönheit erkannt habt.

Epheser 2 erinnert daran, dass Christus nicht nur gekommen ist, um einzelne Menschen zu retten, sondern eine Gemeinde. Das ist der Fokus des Abschnitts: Das neue Volk, das Jesus sich bildet.

1. Jesus bringt uns nahe zu Gott (2,11-13)

Dieselbe Wahrheit wird aus zwei verschiedenen Perspektiven beschrieben: Epheser 2,1-10 beschreibt die individuelle Rettung. Paulus lässt keinen Zweifel daran offen, dass dies ein Akt von Gottes Gnade ist. In V. 11 zoomt Paulus mit der Kamera und nimmt ein grösseres Bild ins Blickfeld, nämlich das ganze Volk Gottes.

Christus hat eine ganz neue Familie für sich geschaffen. Diese Verse richten sich ganz speziell an Heiden. Wir sollen nicht vergessen, dass wir einst dem falschen Volk Gottes angehörten. Ethnisch hatten wir nichts mit den Juden zu tun. Von Geburt an hatten wir sowohl die falsche Volkszugehörigkeit und als auch die falsche Religion. Die Beschneidung war das Bundeszeichen der Zugehörigkeit zu Gott. Wie waren ohne Christus, ohne Bürgerrecht Israels, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. „Wir waren ohne Christus, ohne Staatszugehörigkeit, ohne Freunde, ohne Hoffnung und ohne Gott.“ (John Stott) Kennst du eine Situation, die hoffnungsloser aussieht?

„Aber“ und „jetzt“ (V. 13): Etwas hat sich geändert. Wir haben eine neue Gegenwart und eine glorreiche Zukunft. Diejenigen, die weit weg waren, sind nahe geworden. Das Blut des Christus schliesst die Kluft zwischen Sündern und Gott. Die Heiden wurden zurück zu Gott geführt. Dies ist die Beschreibung deines Lebens. Du hattest einst nichts, jetzt alle Bundesverheissungen Gottes. Das hat konkrete  Auswirkungen für Christen. Paulus schreibt diese Verse ja an die Gemeinde in Ephesus. Leider hören wir die Wahrheit des Evangeliums, um sie zu vergessen. Wir müssen uns täglich daran erinnern, was Christus für uns getan hat. Dieser Zugang hat nichts mit unseren Gefühlen zu tun, sondern mit dem vollendeten Werk von Christus. Unsere Gefühle können uns anlügen.

2. Christus wird zu unserem Frieden.

Christus hat Frieden für uns bewirkt (V. 14). Die Betonung liegt darauf, dass Christus unser Friede geworden ist. Friede ist eine Person. Wir finden keinen Frieden in unserer Arbeit, unserer Ehe, Geld oder Beliebtheit. Wir finden nicht mal dann Frieden, wenn alles so läuft, wie wir es uns wünschen. Christus hat aus zwei Gruppen, die über Jahrhunderte Feinde waren, zu einem neuen Menschen zusammengefügt. Es gab damals im Jerusalemer Tempel einen Vorhof für die Heiden und einen anderen für die Juden. Betreten des Vorhofes für die Juden war den Heiden bei Todesstrafe verboten. Die Juden wurden stolz über diese Trennung. Christus hat die Feindschaft weggeschafft. Er erfüllte das Gesetz und nahm die Strafe, die es forderte, auf sich. Er ist auf diese Weise zum Frieden der Welt geworden. Es gibt Versöhnung mit Gott und untereinander. Der Friede untereinander kommt nie durch gesetzliche Forderungen zustande. Das wird zum Beispiel in der Eheseelsorge deutlich. Viele Paare bauen eine neue Wand der Feindschaft auf: „Tue erst das, damit ich dir vergebe.“ Weil wir das Evangelium haben, können wir einander wie Jesus vergeben. Wir sollen eine Einstellung der Vergebung haben, bevor die andere Person um Vergebung bittet.

Dieselbe Friedensbotschaft galt Heiden und Juden (V. 17). Überseht nicht: Christus hat gepredigt. Der Friede, den wir empfangen, kommt durch die Predigt zu uns. Deshalb ist in unseren Gemeinden die Predigt der Hauptpunkt. Die Ziele Gottes werden durch die Predigt des Wortes Gottes erreicht. Warum predigt Christus Frieden? Damit wir zu einem neuen Menschen werden. Wir werden zu einer neuen ethnischen Gruppe, die aus allen Nationalitäten besteht. Deshalb kann Paulus sagen: Den Juden bin ich ein Jude geworden (1Kor 9). Seine Identität liegt in Christus, seine eigene Nationalität dagegen zweitrangig. Er definiert sich nicht mehr darüber ein Jude zu sein. Die Frage ist: Sind wir mehr Deutsche oder mehr Christen? Mehr schwarze Amerikaner oder mehr Christen? In Christus haben wir eine neue Identität erhalten. Wir sind das einzige Volk, das mit Gott und mit anderen versöhnt leben kann. Siehst du den Sonntagsgottesdienst als ein gemeinsames Hintreten in Gottes Gegenwart? Wir kommen so zusammen, weil Christus unser Friede ist. Wenn du keinen Frieden mit deinen Geschwistern hast, dann erfrische dich durch einen Schluck des Evangeliums. Denke nicht, dass dieser Friede eine banale Sache ist.

3. Jesus verändert unsere Stellung vor Gott.

Es gibt vier Bilder in den Versen 19-22.

Wir sind nicht mehr Fremdlinge, sondern Mitbürger. Vorher waren wir ohne Zuhause, rastlose Wanderer auf dieser Erde. Wir waren Fremdlinge gegenüber Gott. Wir waren vom Reich Gottes ausgestossen. Christus hat uns das Bürgerrecht verliehen. Wir haben jetzt legale Papiere, um uns dort zu bewegen. Unser Treueschwur gilt Christus. Diese Welt ist nicht unser Zuhause.

Wir sind Söhne geworden. Wir gehören zur Familie. Wir sind nicht nur Bürger. Alles, was dem König des Himmels gehört, ist auch Besitztum seiner Kinder.

Wir sind Gottes Tempel. Das ist ein unglaubliches Bild. Die Bibel dreht sich um die Geschichte von Gott, der unter seinem Volk leben will. Der Geist Gottes wohnt nicht in einem von Menschenhänden gefertigten Gebäude wie in der Stiftshütte oder im Tempel, sondern in Menschen. Er wohnt bei uns, bis wir bei ihm wohnen werden. Wir sind das Zuhause, in dem Gott sich gerne aufhält.

Fazit: Dieses Bild ist den Menschen entgangen, die sich fragen, ob es Gemeinde braucht. Wenn wir das Volk sind, für das Christus der Friede ist, die Bürger seines Reiches, Mitglieder seiner Familie und Wohnsitz Gottes: Bewirkt das nicht eine grosse Liebe für die Gemeinde?

  • Wir sollten unsere Geschwister lieben.
  • Wir sollen ihnen dienen.
  • Wir sollen Freude wegen der grossen Hoffnung empfinden.
  • Wir sollen gegenseitig unsere Lasten tragen.
  • Wir sollen einander schnell vergeben.
  • Wir sollen andere einladen, damit sie auch Anteil an diesem Leben haben.

Das grösste Geschenk, das Christus uns ausser sich selbst hinterlassen hat, ist die Gemeinde, in der er wohnt.