Alf und Ben, Ben und Alf (2): Dumbo, Dumba, Dumbu

Alf hat von Ben auf seinen achten Geburtstag drei Meerschweinchen bekommen. Über Wochen hatte Ben an den Abenden im kleinen Kellerabteil gearbeitet, nachdem Alf eingeschlafen war. Er hatte sich den Bausatz übers Internet an den Arbeitsplatz senden lassen; extra, um  Alf zu überraschen. Nach den ersten beiden Stunden vergeblichen Plan-Lesens und einer noch verzweifelteren Suche nach brauchbaren Anleitungen im Internet entschloss er sich, die Teile auf eigene Faust zusammenzubauen. (Natürlich würde Ben das nächste Mal ein übliches Gehege in einer Tierhandlung kaufen. Energietechnisch blöd gelaufen.)

Strahlend hatte Alf die drei Mitbewohner in Empfang genommen. In einem Anflug von Zärtlichkeit nannte er sie Dumbo, Dumba und Dumbu. Ben fand, dass sich die Namen zu wenig voneinander abhoben – doch wenn sie Alf gefielen, was wollte man auf einem solchen Detail bestehen. Alf beharrte darauf, dass das Gehege ins Wohnzimmer gestellt würde. Dafür musste das alte Ledersofa, der Tisch, die Stereoanlage, der Fernsehtisch und die beiden grossen Pflanzen verschoben werden. So hatten die Tierchen wenigstens Sonnenlicht. Apropos Licht: An manchen Tagen musste Ben am Morgen die Vorhänge ziehen, damit die Sonne das kleine Häuschen nicht über 40 Grad erhitzte.

Alf hatte versprochen, einmal wöchentlich für das Saubermachen des Geheges besorgt zu sein. Ben übernahm die tägliche Fütterung. Zum Aufgabenbereich von Alf gehörte, dass er die Streu zum Kompost im Innenhof brachte. Ben musste Alf schon in der zweiten Woche dreimal ans Saubermachen erinnern. Nach einem Monat hatte dieser eine bequemere Lösung gefunden: Den Dreck der Meerschweinchen entsorgte er einfach im Mülleimer, wobei manchmal auch was hinter dem Eimer liegen blieb.

Ben ärgerte sich in der ersten Zeit über den unangenehmen Geruch, der ihm abends beim Nachhausekommen entgegenschlug. Doch mit der Zeit gewöhnte er sich daran. Zudem konnte man ja das Fenster öffnen. Dieser Zustand dauerte bis zum nächsten Besuch des Sozialarbeiters an. Eigentlich war er ein ganz lockerer Typ. Nur wenn es um Tiere ging, kannte er keine Nachsicht. Er befand es für nötig, dass ein Mitarbeiter des Tierschutzes Vater und Sohn über einen Meerschweinchen-gerechten Standard aufklärten.

Die ältere Dame, eine freiwillige Kraft im Einsatz für das Tier, zeigte Alf eingehend die Pflege der Tiere und ordnete die Verschiebung des Geheges in den Eingangsbereich an. Zudem meinte sie, dass die armen Tiere dringend Auslauf auf der kleinen Wiese im Innenhof benötigten. Als sie sich verabschieden wollte, fragte Alf mit schlauem Lächeln: "Kommen Sie von jetzt an jede Woche, um Dumbo, Dumba und Dumbu zu misten?"