Predigt: Ordnet euch einander unter!

Predigtnotizen zur Botschaft von Dr. Tony Curto (28.6.2015)

"Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes." (Epheser 5,21)

Grosser Zusammenhang: Paulus' doppelte Botschaft seiner Briefe

Der Brief von Paulus an die Epheser ist – wie auch andere seiner Briefe – zweiteilig aufgebaut: Zuerst entfaltet er lehrmässige Wahrheit; nachher wendet er diese an. Damit stellt er klar: Wahrheit schafft immer entsprechendes Verhalten. Ein Schlüsselbegriff des zweiten Teils ist "wandeln" (4,1; 4,17; 5,1; 5,15). Paulus ruft im zweiten Teil des Briefes zu Heiligkeit, zu Einigkeit und zu Weisheit auf.

Direkter Zusammenhang: Ein weises Leben führen

Er nennt drei Merkmale eines weisen Lebens:

  1. Die Zeit nutzen (wörtlich: zurückkaufen)
  2. Den Willen Gottes verstehen
  3. Vom Heiligen Geist erfüllt werden

Dieses Erfüllt-werden wird wiederum mit drei Aufrufen verknüpft:

  • in biblischer Weise anbeten
  • Gottes in allem dankbar sein
  • Sich gegenseitig unterordnen

Was es bedeutet, sich einander unterzuordnen?

Sich einander unterzuordnen heisst einander zu ehren. Die menschlichen Beziehungen fallen grundsätzlich unter das fünfte Gebot zu ehren. Das wiederum heisst,

a) die Würde jedes Einzelnen zu anerkennen. Kein anderes Geschöpf Gottes hat eine vergleichbare Würde. Wir sollen niemanden unter uns stehend sehen, sondern ihn höher achten als uns selbst.

b) einander mit Respekt zu behandeln. Dies geschieht nicht nur äusserlich, sondern zuerst in unseren Gedanken. Wir sollen den anderen uns selbst vorziehen (siehe Röm 12). Wir handeln an ihm, als ob wir an Jesus selbst handeln.

Wie wir uns einander nicht unterordnen

Diese Ermahnung hat – wie jedes Gebot – eine Kehrseite.

a) Die grösste Sünde im gegenseitigen Umgang ist die Eifersucht. Wir beneiden die Gaben, die ein anderer geschenkt bekommt. Wir sollen uns nicht nur unter den anderen begeben, sondern ihn sogar emporheben. Wie oft heben wir jemanden empor, um ihn im nächsten Moment wieder "zurechtzuklopfen" – aus Neid!

b) Wenn wir emporgehoben werden, neigen wir dazu, auf andere herunterzublicken. Wir sollen aber sagen: "Ich war nicht würdig hierzu." Wir können uns fragen: "Herr, warum ich?" Warum sollte ich auf etwas stolz sein? Paulus bringt es auf den Punkt: Was ich bin, bin ich durch Gottes Gnade (1Kor 15,10).

Was uns zur gegenseitigen Unterordnung motiviert

a) Wir ordnen uns aus Ehrfurcht vor Gott unter. Wir realisieren, was Jesus für uns getan hat (Phil 2,5ff): Er hat sich entäussert, die Gestalt eines Sklaven angenommen und wurde bis zum Tod erniedrigt. Dies tat seiner Gottheit keinen Abbruch.

b) Wir ordnen uns unter, um seinem Namen Ehre zu geben. Keine andere Religion oder Philosophie bringt eine solche Liebe hervor wie das Christentum (Joh 13,35). Die gegenseitige Unterordnung erzeugt in Familien, Gemeinden und Arbeitsstätten eine Verwandlung in Orte der Ruhe!