Predigt: Das Wort Gottes als Grundlage und Werkzeug der Seelsorge

Allein das Wort Gottes wird wieder zurechtbringen

Die „Christliche Fachstelle für Ehe, Familie, Erziehung und Lebensberatung“ in Aarau feierte am 13. September 2015 ihr zehnjähriges Jubiläum. Vor 40 geladenen Gästen legte der Leiter der Fachstelle, Beat Tanner, in einer Predigt dar, welche Rolle das Wort Gottes für die Seelsorge spielt. In Anspielung auf die Inschrift von Huldyrich Zwingli (1484-1531) in der reformierten Kirche in Wildhaus: „Losend dem Wort Gottes, das allein wird euch wieder zurecht bringen.“ meinte der promovierte Theologe: „Das Wort Gottes ist Grundlage und Werkzeug der Seelsorge.“

Das Wort Gottes darf nie von Jesus getrennt werden

Die Bibel selbst bezeugt: „Dein Wort ist Wahrheit.“ (Ps 119,160) Jesus wiederholt dies in einem Gebet (Johannes 17,17) und stellt sich selbst als die Wahrheit vor (Johannes 14,6). Das Wort Gottes ist seine Selbstoffenbarung und darf darum niemals von ihm getrennt werden.

Sieben Wirkungen von Gottes Wort

Welche Wirkungen entfaltet dieses Wort im Leben von Menschen? Anhand von Psalm 119,130-133 erläuterte Tanner sieben Wirkungen:

1. Gottes Wort gibt sich zu erkennen – in Jesus Christus. Nicht Methoden oder Techniken stehen im Vordergrund der Seelsorge, sondern die Beziehung zu Jesus Christus, dem lebendigen Wort Gottes.

2. Das Wort Gottes befähigt zu guten Werken. Wir erbringen nicht gute Werke, um zu Christus zu kommen. Das Wort verändert uns umgekehrt, um gute Werke hervorzubringen.

3. Gottes Wort erfreut den Menschen. Durch die Wiedergeburt erhalten wir eine neue Identität in Jesus Christus. Darin besteht das Geheimnis wahrer Freude. Wir müssen deshalb nicht mehr nach kläglichen Ersatzfreuden suchen.

4. Gottes Wort macht den Unverständigen klug. Verständigkeit steht in der Bibel im Gegensatz zur Torheit. Der Tor ergibt sich der Illusion, durch sich selbst klug zu werden. Wenn jedoch Krankheit, Leid und Tod die Existenz bedrohen, halten unsere eigenen Überlegungen der Wirklichkeit nicht stand.

5. Gottes Wort weckt tiefes Verlangen nach seiner Botschaft. Der Mensch ist als Bedürfniswesen geschaffen. So wie er von Flüssigkeit und Nahrung abhängig ist, entwickelt der vom Wort Gottes erneuerte Mensch ein „Lechzen“ nach diesem Wort.

6. Das Wort Gottes bewirkt das Bitten nach Zuwendung. Die Höflichkeit lehrt das Kind, seine Eltern um etwas zu bitten, was schon vorhanden ist. In gleicher Weise wendet sich der vom Wort Gottes Veränderte an den Geber des Wortes.

7. Das Wort Gottes ist angemessene Nahrung für die Seele und stärkt uns gegen Unrecht. John Bunyan, der Verfasser der „Pilgerreise zur ewigen Seligkeit“ meinte einmal (sinngemäss), dass es in Menschen drei Festungen gebe: Trotz, Verblendung und Sündenlust. Diese Festungen sind uneinnehmbar ohne das Wirken seines Wortes.

Dass doch allein dein Wort ausgeteilt werde

Gottes Wort ist untrennbar mit Jesus verbunden. Weil es sein Wort ist, hat es lebensverändernde Kraft. Martin Luther schrieb in seiner Auslegung zum Vaterunser (1519): „Oh himmlischer Vater, weil deinen Willen niemand ertragen kann und wir zu schwach sind, den Tod unseres Willens und des alten Adams zu dulden, so bitten wir, du wolltest uns mit deinem heiligen Wort speisen, stärken und tröstend deine Gnade geben, dass wir das himmlische Brot, Jesus Christus, durch die ganze Welt predigen hören, und herzlich erkennen mögen, dass doch aufhören die schädlichen, ketzerischen, irreführenden und überhaupt alle menschlichen Lehren, und so allein dein Wort, das wahrlich unser lebendiges Brot ist, ausgeteilt werde.“ Auch die Zukunft der christlichen Fachstelle werde vom Vertrauen auf die Wirksamkeit dieses Wortes abhängen.