Standpunkt: Wieviele Bücher gehören in die Bibliothek eines Theologen?

Wieviele Bücher gehören in die Bibliothek eines Theologen? Roger Nicole (1915-2010), Systematischer Theologe, Editor der New Geneva Study Bible und Mitübersetzer der NIV, Mitinitiator und -verfasser der Chicagoer Erklärungen 1978-82, war leidenschaftlicher Sammler von theologischen Werken, Detektivromanen und Briefmarken, befand die Gesamtanzahl von 1000 – 1200 Werken als hinlänglich. Hier geht es zu meinem einführenden Aufsatz.

Hier sind einige Überlegungen eines begeisterten Lesers mit latenter Sammelleidenschaft:

  1. Ich beschränke meine Bibliothek in Absprache mit meiner Frau auf einen vordefinierten Raum. Je nach Schichtung finden darin etwa 1200 – 1400 Bände Platz.
  2. Ich greife am häufigsten zu verschiedenen Bibelausgaben, Hilfsmitteln für die Übersetzung aus dem Griechischen und Hebräischen und theologischen Klassikern (Systematische Theologie, biblische Theologie, Kommentare, Gesamtausgaben).
  3. Über die Jahre entstand eine kleine Sammlung an Werken zu bestimmten Fachgebieten: Religionsphilosophie, Pädagogikgeschichte, theologische Biografien, Nationalgeschichte der USA und Deutschlands.
  4. Manchmal ist es einfach schön, sich einen dicken Band auf Papier zuzulegen: Sauber gebunden, schöner Druck, dickes Papier, breite Ränder zum Schreiben.
  5. Die Bücher, die mich anziehen, lese ich in der Regel in einigen wenigen Tagen durch. Andere lege ich zur Seite und nehme sie später wieder hervor. Ich bearbeite sämtliche Bücher mit einem einheitlichen Zeichensystem. Dies sind auch die Bücher, die ich beim Umzug in erster Priorität mitnehme.
  6. Es gibt Phasen, in denen ich viele Bücher, die ich meistens durch Literaturhinweise in anderen Büchern entdecke, anschaffe. Ein Teil davon bleibt über Jahre ungelesen stehen.
  7. Es besteht die Gefahr, die Bücher um des Sammelns willen anzuschaffen und sich dabei gut zu fühlen.
  8. Zu viele Bücher können auch belasten. Ich fühle dann den Druck, möglichst viele von ihnen zu lesen. Um dem vorzubeugen, setze ich mir Wochenziele oder die Beschränkung, während ein bis drei Tagen im gleichen Buch zu bleiben.
  9. Es ist mir wichtig, über die einzelnen Bücher etwas zu schreiben. Dies hilft mir, sie zu eigen zu machen. Ich reagiere auf das Gelesene mit einer kurzen Empfehlung, mit einem inhaltlichen Skellett, mit einer Auswahl an Zitaten, einer eigenen Antwort oder einem längeren Essay.
  10. Ich verfüge mittlerweile über 300 Bände auf Kindle und weiteren 300 auf Logos. Ich bin dazu übergegangen, grössere Standardwerke auf Kindle zu kaufen. Auf diese Weise kann ich sie überall hin mitnehmen und die Markierungen, ergänzt mit einem Zeichensystem, als RTF-Dokument regelmässig zu exportieren.
  11. Es ist kostbar, während eines Tages auf theologische und philosophische Klassiker zugreifen zu können. Ich lese 5 – 10 Seiten und komme innerlich zu Ruhe bzw. gewinne Distanz zum unmittelbaren Geschehen. Ebenso habe ich begonnen, das Briefwerk bedeutender Autoren auf dem E-Reader in kleinen Portionen zu lesen (u. a. von C. S. Lewis und Francis Schaeffer).
  12. Es gibt eine Auswahl an Werken, die unverändert in meiner Bibliothek bleiben müssen. Dazu kommen Bände in zweiter Kategorie, an denen ich hänge, die ich aber nicht unbedingt bräuchte. Von Büchern in der dritten Kategorie trenne ich mich im Abstand von einigen Jahren.

Fazit: Ich lese Bücher eher als sie zu sammeln. Eine Auswahl von Werken, die ich persönlich bearbeitet habe und die mir lieb geworden sind, behalte ich stets in Griffnähe. Hier geht es zu einer kurzen Serie “Begeistertes Lesen”.