Predigt: Eine Theologie der Gefühle

Auszug aus der heutigen Predigt von Thomas Reiner, „Nachfolge bedeutet Christi Gefühle zu teilen“ (Philipper 1,8)

Gottes Gefühle und Gefühle der Menschen

Gott selbst hat Gefühle – nicht aber willkürliche Regungen wie wir. Er handelt gemäss diesen Gefühlen – nicht wie wir, die wir uns oft in Widersprüche verstricken. Er wirkt Gerechtigkeit – nicht wie wir, die aus Gefühlsimpulsen heraus falsch handeln und Ungerechtigkeit daraus entsteht.

Gefühle sind wesentlich

Wir betrachten Gefühle als Privatsache. Das geht so weit, dass wir uns ihrer selbst nicht bewusst sind. Wenn es eng wird, dann verdichten sich unsere Gefühle und es kommt zum Vorschein, was uns bewegt. Zum Beispiel:

Sorge wird zu

Panik und veranlasst zu

Eigenmächtigem Handeln

Schwermut verstärkt sich zu

Hoffnungslosigkeit, gefolgt von

Erwartungslosigkeit und Ohnmacht

Unsere Gefühle werden von der Sünde irregeleitet. Auf diese Weise wirken sie zerstörerisch für uns und für andere Menschen. Deshalb:

Gefühle müssen geheiligt werden

Paulus ist den Philippern „in der Zuneigung Jesu Christi“ zugetan (Phil 1,8). Nicht seine eigene Zuneigung ist Massstab für sein „herzliches Verlangen“. Er folgt in seinen Gefühlen vielmehr Christus nach.

Gott erneuert unsere Gefühle und macht uns willig, ihm zu leben

Der dreieinige Gott macht uns „willig und bereit“, ihm zu leben. Der Widerwille hingegen gehört zu unserer alten Natur. Diese leitet uns ins Elend. Sie bringt uns von Christus weg.

Die drei Ämter und unsere Gefühle

Christus ist unser König, Priester und Prophet. Als solche sind wir aufgerufen, als ihm Geheiligte priesterlich, königlich und prophetisch zu dienen (vgl. 1Petr 2,9). Dieser Dienst erstreckt sich auch auf uns selbst.

Als Könige

lernen wir über unsere Gefühle zu herrschen.

Als Priester

übernehmen wir Verantwortung für unsere Gefühle und bekennen Schuld.

Als Propheten

wenden wir Gottes Wille auf unsere Gefühle an.

Wenn ich mit meinen Gefühlen nichts tue, machen sie mit mir, was sie wollen. Lernen wir doch, wie die Söhne Asafs in Psalm 42/43 schrieben, unsere Seele zu fragen: Warum bist du zornig, traurig, ängstlich, betrübt? Harre doch auf deinen Gott! Bitte um seinen Geist, der unsere Gefühle erneuert.