Kolumne: Rückblick als Ehemann und Vater

Seit bald 14 Jahren bin ich verheiratet. In dieser Zeit durfte ich mehrere Paare an und über die Startlinie ihrer Bundesgemeinschaft vor Gott führen. Von Zeit zu Zeit mache ich mir darüber Gedanken, welche Aspekte sich in Ehe und Familie als wichtig erweisen, welche ich immer wieder vergesse und welche in den Hintergrund rückten. ich bin mir bewusst, dass ich als "Kopfmensch" schreibe und lebe und dass dies für meine Nächsten, besonders für meine Frau, nicht immer einfach ist.

Was sich als wichtig erweist

  • Als Ehemann bin ich der geistliche Leiter der Familie. Damit stehe ich in der Pflicht, meine Ehefrau und die Kinder geistlich zu versorgen. Diese Versorgung fängt bei mir selbst an. Wenn ich ausgetrocknet bin, wird es meine Familie merken. Zentral sind für mich das tägliche gemeinsame Gebet und Gespräch mit meiner Frau, die gemeinsamen Mahlzeiten, die Familienandachten und das Anleiten des Bibelstudiums der Kinder.
  • Das gesellschaftliche Umfeld stellt eine Vielzahl an Rollenmodellen bereit. Der Mann kann unterschiedlich in die Erwerbs- und Familienarbeit eingebunden sein. Etwas scheint mir dabei wesentlich: Wenn beide Ehepartner zu stark von Arbeits- und Freizeitaktivitäten in Anspruch genommen sind, geht das immer auf Kosten der Ehe und der Familie. Es ist unabdingbar, Abstriche in Kauf zu nehmen. Wenn sich Mann und Frau nur noch die Türklinken in die Hand geben, wird das gemeinsame Familienleben ausgehöhlt.
  • Die Frage der Bildung sollte keinem Ehepaar mit Kindern auf die leichte Schulter genommen werden. Das Kind verbringt Tausende von Stunden in einem säkularen Umfeld. Das verlangt nach einem Zuhause, das diese zahllosen Impulse aufgreift. Es reicht nicht, materielle Versorgungsstation zu sein und bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Noch wichtiger ist die charakterliche Arbeit und das Aufarbeiten von weltanschaulichen Themen. Wir dürfen unsere Kinder nicht aufs Spielfeld schicken, ohne sie mit der Taktik der Gegner vertraut zu machen. Es braucht Spielanalyse, Timouts und die regelmässige Auseinandersetzung mit der Religion unserer Nachbarn.

Was ich immer wieder vergesse

  • Ich stehe ständig in der Gefahr, nach aussen zu viel Kraft abzugeben. Dies schleicht sich regelmässig ein, wenn ich zu viele externe Engagements annehme, zu viel … blogge oder mich gar mit Diskussionen in den sozialen Medien "verbrate". Hier braucht es immer wieder die klare Stimme meiner Frau und meiner Söhne, die mich auf das Kräfteungleichgewicht aufmerksam machen.
  • In besonders anstrengenden Wochen kommt es immer wieder vor, dass ich der körperlichen Anspannung (Sport) zu wenig Beachtung schenke. Hier genügt der Rückblick auf die vergangenen zwei, drei Wochen und die Frage, ob ich mich wenigstens dreimal die Woche in Ausdauer und/oder Kraft betätigt habe.

Was in den Hintergrund rückte

  • Durch den Fokus auf gemeinsame Familienzeit, die intensive Beschäftigung mit der Bildung der Kinder und der Betonung von gemeinsamer Zeit fielen zahlreiche Beschäftigungen weg, die unsere Gesellschaft zur Pflicht erklärt hat: Wir gehen selten einkaufen; wir haben keinen Fernseher; wir gehen so gut wie nie ins Kino; wir verzichten auf Prestige-Urlaub. Manchmal fallen auch Dinge unter den Tisch, die ich den Kindern eigentlich gern ermöglicht hätte wie z. B. das Skifahren.
  • Das Ansammeln von materiellen Gütern müssen wir hintan stellen. Wir haben kein Auto, keine eigene Wohnung und keinen eigenen Garten. Die Wohnungseinrichtung ist sehr funktionell. Ich will diesen Zustand nicht verklären oder zur Pflicht erklären. Ich merke einfach, dass durch das Beschaffen und Pflegen solcher Güter viel Zeit und Geld gebunden wird. Manche jungen Menschen werden nach Mitte Dreissig zu absorbierten Konsumenten. Sie sind einparkiert und verschwinden von der Bildfläche.