Systematische Theologie für die Familienandacht (5): Was von allen Menschen erkannt wird

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. Psalm 19,2

Wir sind bei der Frage, was ein Mensch natürlich und übernatürlich von Gott erkennen kann. Bisher haben wir von der Offenbarung Gottes durch die Bibel gesprochen und dabei festgestellt, dass es nicht ausreicht, dass ein Mensch eine Bibel zur Verfügung hat und darin lesen kann. Es kommt hinzu: Gott offenbart sich durch die Bibel den erlösten Menschen, doch er zeigt sich durch die Schöpfung allen Menschen. Theologen haben die Schöpfung darum als weiteres "Buch" Gottes bezeichnet, in dem man "lesen" kann. So stellt zum Beispiel Psalm 19 die beiden Bücher direkt nebeneinander. Zuerst wird die Schöpfung beschrieben, durch die Gottes Herrlichkeit zum Vorschein kommt. Daran schliesst sich nahtlos das Zeugnis seines Gesetzes an. Psalm 19,8-11 fasst dieses Zeugnis in sieben Aspekten wundervoll zusammen.

Um die Frage zu beantworten, was alle Menschen von Gott erkennen, sind die Erläuterungen von Paulus in Römer 1 äusserst wichtig zu beachten. Er sagt dort, dass gewisse Aspekte von ihm ("sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit") von den Menschen "durch Nachdenken" wahrgenommen werden (V. 20). Tatsächlich haben manche Philosophen von der Schöpfung aus auf einen ersten Beweger geschlossen oder eine Schöpferkraft vermutet. Doch wie steht es um Menschen, die lauthals behaupten, es gebe keinen Gott? David beschreibt solche Menschen (Psalm 14). Ein reformierter Theologe aus dem 16. Jahrhundert, Francis Turretin, hat hierzu bemerkt, dass dies Menschen zwar nach äusserlich sagen. Sie wüssten jedoch tief in ihrem Innern, dass eine Macht über ihnen existiert.

Die Menschen sind so geschaffen, dass sie naturgemäss auf ihren Schöpfer ausgerichtet sind. Nicht nur können sie durch Nachdenken einige Aspekte von Gottes Wesen wahrnehmen. Es geht noch weiter: Sie wissen auch um Gutes und Böses. Paulus zählt in Römer 1,29-32 einen ganzen "Lasterkatalog" von Sünden auf und bemerkt zum Schluss, dass die Menschen ein Empfinden für die Ungerechtigkeit besässen. Dies kommt besonders dann zum Vorschein, wenn Menschen über andere Urteile fällen. Dann wissen sie ganz genau, was sich gehört und was nicht. Etwas später fügt Paulus hinzu, dass die Menschen von Natur aus Gottes Gesetz in sich tragen (Röm 2,14-15).