Gedicht: Was bleibt?

(Hinweis: Für sich selbst im eigenen Tempo zu rappen.)

Einmal
waren wir an den Punkt
an dem wir eingestanden,
dass unser Leben bankrott;
dass nicht alleine es wir schaffen.
Wir mussten, durften uns helfen lassen.

Intensive,
umwälzende,
aufwühlende
Zeiten waren gefolgt.
Viel Zeit hatten wir damals
für einander und für den, der uns erhielt.

Wir sind in die Jahre gekommen,
viel investiert,
manches krepiert,
versandet,
auch mal versifft,
den Blick verloren,
relativiert.

Die Blüte der Jahre,
sie ist dahin,
die Zähne sind nicht mehr weiss,
die Haut nicht mehr straff,
die Augen sehen leicht verschwommen,
der Bauch ist sichtbar gewölbt.

Was bleibt,
was hält?
Entttäuschung,
Schmerz,
Verzweiflung,
bis hin zur Ohnmacht.

Gefolgt von leiser Resignation,
von Plan B, C, D,
wieder verworfen.
Dann lieber Malaga,
die Kanarischen und
das weisse Cabrio.
Das Leben ist kurz
mit Ewigkeit oder solo.

Nicht besser als Abraham,
David und Konsorten,
mit Tiefschlägen heimgesucht,
desillusioniert,
weiterhin die Frage: Was bleibt?

Eigentlich sind wir nur enttäuscht.
Lass uns in Ruhe.
Vermies uns nicht unsere Aussicht,
die milden Sonnenstrahlen.
Rechtfertigung,
Selbstrechtfertigung,
ein paar Feigenblätter,
die Scham ist überdeckt,
alte Wunden zeigt man nicht.

Beziehungen sind das, was bleibt,
Erinnerungen,
Momente des Lächelns,
alte Gefühle,
zumindest temporär installiert,
inhaliert
und wieder entschwunden.

Was bleibt?
Wenn alles nur horizontal,
freundlich christlich,
etwas falsch,
neuer Verputz, gleicher Untergrund?

Das Beste kommt noch,
was ist es denn?
Die nächste Grippe,
die nächste Schlappe,
die nächste Falte,
die nächste Kündigung?

Das Beste kommt noch,
es ist schon da.
Es ist der gleiche.
Er äussert sich ganz leise.
Steht an der Hintertür.
Hat schon alles gelöst,
uns von Scham befreit,
uns wirklich erlöst,
zeigt uns neu die Heimat.

Verkrustete Wunden,
erneut gefunden,
in Lichtglanz mit Tränen entdeckt,
bedeckt,
für ewig weggesteckt.
Die Trauer bleibt,
es mischt sich Festgesang,
nicht ICH – nicht DU –
Herr, du bist mein (Neu-)Anfang.