Interview: Was Wolfgang Bühne Studenten, Eltern und Senioren rät

Kürzlich hatten wir die Freude, den Verleger Wolfgang Bühne (clv.de & leseplatz.de) bei uns willkommen zu heissen. Er beantwortete nicht nur Fragen meiner Söhne, sondern im Nachgang schriftlich auf einige Dinge, die mich beschäftigen.

1. Wie siehst du die Entwicklung innerhalb der Evangelikalen der letzten 20 Jahre? Was fällt besonders auf?

Mir fallen zwei gegensätzliche Entwicklungen innerhalb der Evangelikalen in den letzten 20 Jahren auf:

Eine zunehmende Säkularisierung und ein erschreckendes Desinteresse an biblischer Lehre und Ethik in den meisten Gemeinden und Gemeinschaften, leider auch an manchen theologischen Seminaren und Bibelschulen und nicht zuletzt in den meisten bekannten evangelikalen Verlagen.

Andererseits sehen wir bei nicht wenigen jungen Christen ein wachsendes Interesse an gesunder, biblischer Theologie und Jüngerschaft – und zwar quer durch konservative Gemeinden, wobei junge Geschwister aus  den russlanddeutschen Gemeinden und sog. "Brüderversammlungen" auffällig zahlreich vertreten sind.

2. Du hast in der Verlagsarbeit bei CLV die Übersetzung von wichtigen Werken von John Piper und Randy Alcorn vorangetrieben. Weshalb?

Beide Autoren vertreten eine konservative, reformatorische Theologie mit einem ausgeprägt erwecklichen Anliegen, um Freude an unserem Herrn, an Gottes Wort und an konsequenter Nachfolge Jesus zu fördern.        

Dabei verfügen beide Autoren über einen sehr guten Schreibstil und weiten Horizont durch ihre Kenntnis der Kirchengeschichte und zahlreicher Werke älterer Autoren der Erweckungsbewegungen, aus deren Büchern sie zahlreiche hervorragende Storys und Zitate einflechten. Dazu kommt, dass beide über einen erfrischenden und selbstkritischen Humor verfügen und die Schwachstellen der heutigen Evangelikalen sehr gut kennen und ins Visier nehmen.

3. Als Rezensent hast du unzählige Bücher gelesen. Welche 5- 10 Werke empfiehlst du besonders?

Das kommt ganz auf das Alter und die geistliche Reife der Leser an. Jungen Lesern empfehle ich gerne Bücher zum Thema Nachfolge von William MacDonald, John Piper und Randy Alcorn, wie auch von Jim und Elisabeth Elliot. Etwas reiferen Christen rate ich Bücher und Predigten von C.H. Spurgeon, Wilhelm Busch, A.W. Tozer und ähnlichen Autoren zu lesen. Wenn es um Auslegungen geht empfehle ich unbedingt die Auslegungen von Warren W. Wiersbe, Benedikt Peters und weiteren Autoren aus der Brüderbewegung.

Allen Lesern versuche ich Biographien aus den verschiedenen Jahrhunderten und Erweckungsbewegungen lieb zu machen, weil besonders diese Gattung Literatur bildet, beschämt, anspornt, warnt und vor traditioneller Kurzsichtigkeit und Verschrobenheit bewahrt. 

Dazu gehören die Lebensbilder über George Whitefield, Georg Müller, C.H. Spurgeon, Hudson Taylor, John Wesley, David Brainerd, Jim Elliot, Johannes und Wilhelm Busch, Gladys Aylward, Florence Allshorn und viele weitere.

4. Was sind zwei, drei wichtige Ratschläge für Familien?

Was Eltern betrifft:

Den Kindern vor allem ein Vorbild zu sein in freudiger Hingabe an Christus, an diszipliniertem Bibellesen und Gebet.

Durch Liebe und Zuwendung eine Hilfe und Ansporn zu sein um Christ zu werden.

Durch ermutigendes Beispiel und Anleitung Kinder zu „Protestanten“ in einer anpassungssüchtigen, gedanken- und prinzipienlosen Christenheit zu ermutigen.

5. Was rätst du jungen Menschen, die in unserer westlichen Welt ein Studium absolvieren?

Unbedingt am Studienplatz verbindliche Gemeinschaft mit einer lebendigen, an der Bibel orientierten Gemeinde zu suchen und mitzuhelfen, unter den Mitstudenten evangelistische Gesprächskreise aufzubauen  und freie Zeit zum intensiven Studium der Bibel und zum Gebet einzusetzen.

6. Welche Herausforderungen siehst du für Christen im sogenannten dritten Lebensabschnitt, dem Rentenalter?

Sich nicht auf vergangenen Erfahrungen auszuruhen und träge zu werden. Eigene Grenzen zu erkennen und einzuhalten, mehr Zeit für Fürbitte und Seelsorge an der nächsten Generation einzusetzen und sie durch Vorbild und Begleitung für die zukünftigen Aufgaben und Auseinandersetzungen zu prägen und vorzubereiten.

Vielen Dank für deine geradlinigen Antworten!