Hanniel hirnt (23): Narzisstische Manöver

Mit diesem Beitrag "Narzisstische Manöver" teile ich vier Erlebnisse, die ich allesamt dem gleichen Phänomen zuordne: Der Selbstverliebtheit der neu heranwachsenden Generationen. Die Psychologie hat sich in zahlreichen Publikationen dem Narzissmus gewidmet und deren Erscheinungsformen als gesellschaftlich prägend postuliert.

Ich versuche das Phänomen zu beschreiben, wobei ich geschäftliche Situationen vor dem inneren Auge habe.

  1. Die Ereignisse häufen sich. Als Gegenüber kann ich mir nicht mit herkömmlichen Mitteln helfen. Das bedeutet: Es braucht ein anderes Vorgehen bzw. eine andere Reaktion.
  2. Ich höre in den letzten zwei Jahren häufig Klagen auch von jüngeren Führungskräften, dass sie mit diesem Typus von Mitarbeitern nicht zurechtkommen. Bisherige Strategien gingen nicht auf. Solche Personen störten das ganze Team und entzögen ihnen überproportional viel Kraft.
  3. Die Situationen sind schwer vorhersehbar. Sie treten dort auf, wo ein Engpass angezeigt ist oder wo überschüssige Energie und Langeweile vorherrscht.
  4. Meistens ist es eine Person, welche die Stimmungsmache bzw. die Meinungsführerschaft übernimmt.
  5. Sie postuliert für sich und für den jeweiligen Moment ein Recht, das von aussen betrachtet nicht einsichtig ist. Dem Beobachter entfährt unmittelbar die Etikettierung „Egoschwein“ bzw. „arroganter Typ“.
  6. Dem Betreffenden ist die Sache ernst. Er zweifelt keine Sekunde daran, dass ihm diese bevorzugte Behandlung zustehe. Er fordert selbstbewusst sein vermeintliches Recht ein.
  7. Einwände des Gegenübers werden niedergerungen. Ich beobachte mannigfache eingeübte Manipulationsmuster: Abstreiten, jammern, klagen, Schuldumkehr, Komplizen für sich gewinnen, üble Nachrede, Ausreden, platte Lügen.
  8. In der Regel gewinnt die narzisstische Person die Auseinandersetzung. Das Gegenüber zieht sich entkräftet und frustriert zurück.
  9. Das bestärkt den Narzissten in der Haltung, dass das Recht auf seiner Seite stehe. Er bringt das auch im Nachhinein zum Ausdruck.
  10. Es sind keine Anzeichen der Reue spürbar. Das Verhalten kann wenige Augenblicke später wiederholt werden.
  11. In der Regel nehme ich das Verhalten auch im engsten Freundeskreis und insbesondere der Familie wahr. Dieses Umfeld wird gewohnheitsmässig tyrannisiert.
  12. Die Freunde wechseln in regelmässigem Abstand. Anfänglich kann eine solch selbstbewusst auftretende Person andere unsichere Personen für sich vereinnahmen. Irgendwann werden diese jedoch stark brüskiert und auf der Seite liegen gelassen.
  13. Führungs- und Lehrkräfte warten viel zu lange zu und gewähren sträflich viel Raum. In der Regel bleibt nur die Trennung der Person übrig.