Zitat der Woche: Das Wort Gottes als Quelle und Norm christlichen Glaubens und Lebens

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Der Zürcher Reformator Heinrich Bullinger (1504-1575) hielt 50 Predigten, die sogenannten “Dekaden”, mit dem Ziel einer umfassenden Unterweisung über die Grundlagen des Glaubens. Peter Optiz, Kirchenhistoriker aus Zürich, kommentiert zur Abfolge:

Schon die Abfolge der Loci in den ersten zehn Predigten weist auf die grosse Schlichtheit evangelischer Lehre hin, die Bullinger immer wieder auch in wenige Worte fassen kann: Gottes Wort, das in Glauben und Liebe seine angemessene menschliche Antwort findet, ist ihr Grund und ihre Grenze. … Bereits in den ersten, die gesamten Dekaden eröffnenden Sätzen der ersten Predigt macht Bullinger programmatisch die Bedeutung des ‘Wortes Gottes’ als Quelle und Norm im umfassenden Sinn für christliche Erkenntnis und für christliches Leben, und entsprechend für die christliche Verkündigung deutlich. …

(zit. Bullinger) Alle christlichen Glaubenssätze, ebenso alle Grundsätze einer rechten, guten und gottgefälligen Lebensweise, kurz: alle wahre und göttliche Weisheit ist seit jeher den Zeugnissen und Urteilssprüchen des Wortes Gottes entnommen worden. Und so können auch heute wirklich weise Männer und treue und von Gott berufene Diener der Kirchen ihre Lehre nicht aus anderen Quellen schöpfen und wahrhaft begründen. Wer also das Wesen des Wortes Gottes und dessen Beschaffenheit nicht kennt, der ist selbst im Haus Gottes und im Kreis der Hörerschaft Christi ebenso als Leser der heiligen Schriften nichts anderes als ein blinder, gehör- und vernunftloser Mensch.

… Es ist nur konsequent, wenn Bullinger dann auch am Ende seiner fünfzig Predigten, im letzten Satz der Dekaden überhaupt, noch einmal an dieses göttliche Wort und dessen Funktion erinnert, nun als kritische Norm und Vorbehalt auch gegenüber seiner eigenen Darlegung:

(zit. Bullinger) Ich hoffe, dass ich mit diesen fünfzig Predigten alles, was zum Glauben, zur Frömmigkeit und zur wahren Religion gehört, und alles, was die Kirche betrifft, mit hinreichender Kürze verfasst habe. Was ich aber in allen meinen Predigten und Büchern immer wieder einschärfe, wiederhole ich auch an dieser Stelle: wenn ich aus den Schriften eines besseren belehrt werde, werde ich es gern und mit Dank annehmen.

Peter Optiz. Heinrich Bullinger als Theologe. Eine Studie zu den ‘Dekaden’. TVZ: Zürich, 2004. (62-65)