E21 Konferenz 18: Wie können wir auf die kritische Frage nach Gottes Souveränität antworten?

Q & A Session mit D. A. Carson & Bryan Chappell

Wenn Gott die Menschen so liebt, wie es in 1Tim 2,4 steht, dann hat Gott doch dem Menschen einen freien Willen gegeben.

  1. Wenn man die Souveränität Gottes erwähnt ohne die väterliche Liebe, dann wird man nur Schaden anrichten (nach Johannes Calvin). Eltern lieben ihre Kinder, bevor sie auf der Welt sind. Gott hat uns vor Grundlegung der Welt geliebt. So beginnt Epheser 1, mit dieser Liebe.
  2. Es ist ein Geheimnis im Verhältnis von Gottes Souveränität und der menschlichen Verantwortung. Es ist nicht die einzige Lehre, die in ein Geheimnis gehüllt wird. Ist Gott drei oder eins? Ist Jesus Gott oder Mensch? Ist Gott souverän oder der Mensch verantwortlich? Beides. Wir lösen das Geheimnis nicht, wenn wir es auf die eine Seite auflösen. Ich möchte beispielsweise in keinem Universum leben, das keinen souveränen Gott kennt.
  3. Paulus spricht am deutlichsten in Römer 9 über Gottes Souveränität. Die Judenchristen in Rom sagten: Wir sind Gottes auserwähltes Volk. Die Antwort von Paulus: Nicht alle gehören dazu. Manchmal verkehren wir die Lehre der Erwählung. Es geht nicht darum Menschen aus-, sondern einzuschliessen. Gott wählt aus jedem Stamm und jedem Volk aus. Diese Souveränität war gerade die Motivation von Paulus für seine missionarische Tätigkeit.

Warum sind dann manche nicht erwählt, wenn Gott keinen Gefallen am Tod des Gesetzlosen hat (Hesekiel 18)?

(D. A. Carson) Die kurze Antwort lautet: Ich weiss es nicht.

Die längere Antwort: Wenn man mit Wahrheiten zu tun hat, die sich auf geheimnisvolle Weise ergänzen, ist es wichtig, jeden Punkt in dem Geheimnis so sprechen zu lassen, wie es die Bibel lehrt. Beispiel: Als Jesus in Galiläa war, hielt er sich nicht gleichzeitig in Jerusalem auf. Trotzdem ist Gott allgegenwärtig. Als Jesus schlief, war Gott wach. Der Theologe Roger Nicole sagte einmal: Wenn man über die Dreieinigkeit Gottes spricht, ist es einfacher auszudrücken, was es nicht heisst. Die Lehre der Erwählung hat D. A. Carsons Vater Mut gegeben, in einer Situation äusserster Entmutigung auszuhalten. So wie Gott zu Paulus in Korinth sagte (Apg 18): Ich habe ein grosses Volk in dieser Stadt.

Eine wichtige Facette – die Liebe Gottes: Teil unseres Problems besteht darin, dass wir uns die Liebe Gottes so vorstellen, als ob sie immer das Gleiche bedeutete. Es gibt die inner-trinitarische Liebe. Gottes Liebe zu den Sünden ist a-moralisch (aber nicht un-moralisch), weil sie nicht mit ihrer Liebenswürdigkeit zu tun hat. In Hes 18 ist diese Art der Liebe gemeint, eine Liebe trotz der Unwürdigkeit des Geliebten. Andere Stellen wiederum sprechen von der Liebe Gottes zu den Erwählten (Mal 1,3). Gott liebte Israel, weil Er sich dazu entschlossen hatte (5. Mose 7 & 9). Dann gibt es noch Gottes Liebe, die vom Gehorsam abhängig ist (Judas fordert auf: „Haltet euch selbst in der Liebe Gottes“). Stellen, die zur Umkehr auffordern, kann man nicht in den Widerspruch zu Gottes erwählender Liebe setzen!

Und wenn ein Mensch abfällt? Hat er sich aus der Gnade Gottes herausbewegt?

(Bryan Chappell) Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. Einige wenden ein: Die Sünde ist nicht drin. Gott wirkt alle Dinge für ein ewig gutes Bestes in seinen Erwählten. Das ist seine Verheissung. Wenn Gott mein ewiges Wohl tut, was muss er machen, wenn ich heute so sündigen würde, dass ich abfalle? Er müsste mich zu sich in den Himmel nehmen. Deshalb kann uns die Sünde nicht von Christus trennen. Unsere Gerechtigkeit basiert auf Christi Gerechtigkeit, nicht unserer eigenen. Wir sollten Menschen, die in der Sünde leben, keine Heilssicherheit zusprechen. Aber wir sollten Christen diese Sicherheit zusprechen.

(D. A. Carson) Einige Leute waren aus der Gemeinde gegangen, damit erkennbar wäre, dass sie nie zu uns gehörten (1Joh 2). Dabei ging es um getaufte Mitglieder, die als Christen bekannt waren. Der abrupte, sündige Austritt überzeugte Johannes davon, dass sie nie wirklich gerettet waren. Ähnliches erwähnt Hebr 3,14. Wahre Christen bleiben jedoch Christen. Es gibt Schwankungen und Rückschläge. Doch ohne Frucht kann jemand nicht als Christ anerkannt werden. Es gibt überwältigende Heilssicherheit für Erlöste, die Frucht zeigen. Man hat jedoch nicht das Recht zu behaupten errettet zu sein, wenn keine Frucht erkennbar ist.

  • Hier geht es zu einem kurzen Artikel zu D. A. Carsons Ausführungen inkl. Literaturhinweise.
  • Das Buch „The Difficult Doctrine of the Love of God“ gibt es online zum Download.
  • Eine ausgezeichnete Darstellung findet sich zudem in John Frames "The Doctrine of God" (Ausschnitt hier).