Kolumne: 19 Jahre Personalentwicklung

Heute vor 19 Jahren startete ich in der Personalentwicklung als „junger Schösel“. Ich wollte unbedingt in der Erwachsenenbildung arbeiten. Dazu bekam ich von meinen beiden damaligen Vorgesetzten über den Direkteinstieg eine hervorragende Gelegenheit in der Finanzbranche. Sie nahmen mich trotz einer Viertelstunde Verspätung im Vorstellungsgespräch, nachdem ich im vorhergehenden Gespräch zuvor die Zeit vergessen hatte. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und musste ab sofort Projekte wie die Entwicklung eines Computer Based Trainings vorantreiben.

Meinen eigentlichen Einstieg in die Ausbildung von Erwachsenen machte ich bei Lernenden und Maturanden, wo ich fachliche Kurse geben durfte. Ich erinnere mich, wie ich hypernervös und glücklich meinen ersten Tag gestaltete und fundierte Rückmeldung bekam. Einige Flipcharts hatte ich ohne Titel „gefüllt“. Seitdem gehört es zu meiner Gewohnheit, die Flipchart zuerst zu „beschriften“.

Über die Organisation von Ausbildungsanlässen kam ich mit vielen selbständigen Beratern in Berührung. Einige Jahre später durfte ich die Verkaufsausbildung für das Unternehmen neu aufbauen und alle Module auch selbst geben und Trainer einführen. Über diesen Weg merkte ich bald, dass die Art und Weise der Kommunikation eine zentrale Rolle spielte und dass neben fachlichen Lücken viele persönliche Dinge mitwirkten. Deshalb absolvierte ich nach der Ausbildung in Erwachsenenbildung vor 15 Jahren eine erste Ausbildung in der Beratung von Einzelpersonen.

Über die fachlichen Themen und den Verkauf kam ich so in den Bereich der Persönlichkeits- und Führungsentwicklung. Bei mir meldeten sich Führungskräfte, mit denen ich in der Beratung dem Fluss entlang wanderte. Nach wenigen Gesprächsmomenten waren plötzlich die Frage nach Sinn, Probleme in der Familie und anderes auf dem Tisch.

Gott führte mich in dieser Zeit dazu, nebenberuflich ein Theologiestudium zu absolvieren. Im Rahmen dieser intensiven Jahre untersuchte ich einige Konzepte und Ansätze wie die konstruktivistische Haltung, das Menschenbild von Carl Rogers und den sinnzentrierten Ansatz von Viktor F. Frankl. Ich führte komplexere Projekte, die Fach, Verkauf und Führung zusammen brachten. Ich moderierte strategische Tagungen, weil ich mich auch vor fachlichen und strategischen Fragen nicht scheute. Es interessierte mich einfach.

Während meines PhD-Studiums wechselte ich dann in die Gesundheitsbranche. Ich sehe noch heute die zwei Dutzend Frauen vor mir, die ich im Rittersaal eines alten Schlosses durch einen schwierigen Führungswechsel begleitete. Es begeistert mich bis heute, dass in der Frage von Gesundheit und Krankheit die prinzipielle Sinngebung anders als in der Finanzbranche nie ein Thema war. Die Führungskräfte sind durchs Band dankbar, wenn jemand vor Ort mit ihnen Fragestellungen durch-denkt und sie sich die wichtigen Fragen selbst zu stellen beginnen.

Durch die Erziehung der eigenen Kinder kombinierten sich viele berufliche Fragen mit familiären Themen. Ich forschte über die Bildungsphilosophie aus christlicher Weltsicht. Daraus entstanden Arbeiten wie das Buch über Home Education oder „Lernen und Sünde“. Bei bestimmten Gelegenheiten versuche ich die Erkenntnisse zusammenzufassen (wie an dieser Konferenz 2014).

Ich untersuchte meinen eigenen Standort im Aufsatz „Personalentwicklung aus christlicher Weltsicht betreiben“, wobei ich diesen Berufskollegen vorstellen durfte. Ich erhalte immer wieder Anfragen zum Thema Lernen. So bin ich daran eine kurze Serie zum Thema für Josia – Truth for Youth zu schreiben.

Einer meiner Vorgesetzten meinte einmal: „Weisse Haare sind bei Beratern von Vorteil.“ Gott öffnet Türen vor allem unter vier Augen – oft dann, wenn das "Feigenblatt der Selbstrechtfertigung" weg ist, schrieb ich vor zwei Jahren.