Erste Erfahrungen mit Facebook

Es ging mir ähnlich wie beim Bloggen. Irgendwann habe ich den Widerstand gegen die „neuen Medien“ aufgegeben. Jetzt geht es darum, mit der Plattform verantwortungsvoll umzugehen:

  1. Meine Frau meinte belustigt: „Dann treffe ich dich mal im Facebook?“ Nein, da ist mir unsere Zeit abends zu zweit heilig. Die Kinder reagierten – mit Triumphgeheul: „Juhui, Papi ist im Facebook.“ Und sie wollten mich mit allen möglichen Freunden bekannt machen…
  2. Wie einfach Mann zum Freund wird! Ein Klick, und du bist Freund. Wenn ich mit meinen Söhnen über das Thema sprechen, zitiere ich oft Sprüche 18: Wer dein Freund ist, merkst du in den Tagen der Not.
  3. Wie beim Bloggen gebe ich mir Rechenschaft darüber ab, wie viel Zeit ich bei Facebook verbringe (und setze dies in Korrelation zu meinem Bibelstudium). Ähnliches empfehle ich auch für anderes, z. B. Fernsehkonsum.
  4. John Pipers Mahnfinger ist mir stets vor Augen: Einer der großen Vorzüge von Twitter und Facebook wird sein, am jüngsten Tag Beleg dafür zu sein, dass wir das Gebet nicht aus Zeitmangel vernachlässigt haben.
  5. Ich behalte mir vor, mein Account wieder zu löschen.

Einsatz von Robotern in Spitälern und Altersheimen

Zukunftsmusik? Schon eher Gegenwartstöne. Die Handelszeitung (24.05.2012) berichtet:

Die alte Hand streicht über das weiche Fell. Im-mer und immer wieder. Das Robbenbaby fiept und rollt vergnügt seine grossen, schwarzen Kulleraugen. «Ei, ei, ei», imitiert die Heimbewohnerin lachend, «das kann ich auch sagen: Ei, ei, ei.» Der Pfleger schüttelt derweil die gemusterte Wolldecke aus und legt sie über das Bett. Die weissen Haare der Betagten hat er bereits gekämmt. Das Gebiss ist ein-gesetzt. Dann verabschiedet er sich. Er muss weiter. Die alte Frau bleibt allein in ihrem schweren Ohrensessel zurück. Nur Paro, die Roboter-Robbe, ist bei ihr.

Das Kuscheltier mit dem Innenleben voller Sensoren und Chips ersetzt die Arbeitskraft. Wo die Zeit der Betreuer nur noch für das Nötigste reicht und jeder Schwatz zeitlicher Luxus ist, springt Hightech aus Japan ein. Paro reagiert, wenn man die Nachttischlampe anknipst, ihn in die Flosse kneift oder ihm vom Bad aus zuruft. Das Roboter-Baby hört zu, wenn alle wegmüssen. So wird das Alleinsein erträglicher. Der Tag wird kürzer. Im Land seiner Erfinder ist Paro seit Jahren ein Verkaufsrenner. Die technikbegeisterten Japanerinnen und Japaner lieben das künstliche Tier. Nun entdecken auch die europäischen Pflegeheime den digitalen Mitarbeiter.

Hilfreiches Modell: Die Zwei-Reiche-Lehre

In welchem gegenseitigen Verhältnis stehen Gottes- und Weltstaat zueinander? Ein hilfreiches Modell ist die sog. „Zwei-Reiche-Lehre“. (Zur Namensgebung siehe dieser Beitrag von Ron Kubsch)  

Michael Horton stellt in diesen Beiträgen  dar, dass sowohl Augustinus, Calvin wie auch Luther die Unterscheidung von zwei Reichen entschieden unterstützten. Er stellt aber auch folgende Tendenz innerhalb der Kirchengeschichte fest:

Christians prefer “one kingdom” when the wind of history is at their back (or so it seems, at least) and “two kingdoms” makes a comeback when the church is persecuted or no longer privileged.

Horton sieht zudem eine aktionistische Strömung zumindest im noramerikanischen Protestantismus:

There is a kind of American Protestant activism (fueled especially by Charles Finney and the revivalistic legacy) that regards moral, cultural, and social reform as the main business of the church. If dispensationalism rejects the “already” of Christ’s kingdom, the opposite error is the downplay the “not yet.”

Im gegenwärtigen Hype des “transformationalen Christentums” ist es wichtig, sich der dogmatischen Grundposition bewusst zu sein (siehe dieser Beitrag von 9marks Journal):

Transformationalists argue that because God will create a new heaven and earth in the end, and because his kingdom has broken into this present age, we must work to redeem every aspect of culture here and now.

Wer sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei das Buch von David Van Drunen „Living in God’s Two Kingdoms“ empfohlen.

20 Hinweise zum Lesen von Sachbüchern

Das Literatur-Blog “nimm und lies” hat aus dem Buch von Tony Reinke “Lit! A Christian Guide To Reading” 20 wertvolle Hinweise zum Lesen von Sachbüchern übersetzt und zusammengestellt. Ein kleiner Auszug:

2. Lang­sam lesen. „Unsere Frus­tra­tion beim lang­sa­men Lesen ent­steht oft wegen einer fal­schen Grund­hal­tung, wenn Bücher als Pflicht­er­fül­lung ange­se­hen wer­den und nicht als müh­sa­mes Ver­gnü­gen, wel­ches man genießt.“

4. Erwar­tun­gen an ein Buch. „Wenn du Fra­gen an ein Buch stellst, bevor du zu lesen beginnst, legst du eine objek­tive Grund­lage dafür, warum du das Buch in ers­ter Linie liest.“

9. Lese­stra­te­gie festlegen. „Einige Bücher soll man schme­cken, andere ver­schlu­cken, und einige wenige kauen und verdauen…“

13. Erkenne, wann du mit dem Wei­ter­le­sen auf­hö­ren sollst. „Leser hören oft nicht auf zu lesen, weil sie die ‚Erlaub­nis‘ dazu nicht besit­zen. Du hast die Erlaub­nis. Das ein­zige Buch, das du voll­stän­dig lesen soll­test, ist die Bibel.“

17. Erkenne die Lücken des Buches. „Urteils­ver­mö­gen ist not­wen­dig, um zu bewer­ten, was der Autor geschrie­ben hat, aber um fest­zu­stel­len was der Autor nicht geschrie­ben hat, ist ein geschul­tes Urteils­ver­mö­gen erforderlich.“

20. Sammle und spei­cher das Gold. „Wenn ich einen wich­ti­gen Satz oder Abschnitt lese, mar­kiere ich den, blät­tere spä­ter zurück und kopiere den in eine the­ma­ti­sche Daten­bank in mei­nem Computer.“

Calvin als Prediger

Calvin-Experte Albrecht Thiel stellt in diesem Aufsatz Johannes Calvin als Prediger vor. Von den rund 4000 Predigten sind 38 % erhalten geblieben. Thiel meint:

Calvin als Prediger ist weithin noch zu entdecken. Der Systematiker der „Institutio“, der Mann der theologischen Synthese, der .kumeniker – all diese Prädikate sind sicher richtig. Dennoch: Die Haupttätigkeit Calvins ist das Predigen gewesen. Er selbst bezeichnete sich als „Lektor der Heiligen Schrift an der Genfer Kirche“. Vor allem anderen war es seine Aufgabe, in Vorlesungen, Congrégations (das waren die wöchentlichen, verpflichtenden Pfarrkonferenzen mit dem Thema der theologischen Auslegung eines biblischen Buches) und vor allem in Predigten das Wort Gottes zu erklären und auszulegen.

Von welchem Selbstverständnis ging Calvin als Prediger aus?

Das Wort, mit dem er die Gemeinde unterweist, empfängt er vorher selbst als Belehrung. Nicht er muss die Predigt als rhetorische Leistung „machen“, sondern hat in ihr als treuer Zeuge das vorher gesagte Gotteswort nachzusprechen. Reflektiert ist dies in einem Abschnitt in einer Predigt über Dtn 6: „Das ist, als wenn ich auf die Kanzel stiege und ich es wagte, gar keinen Blick ins Buch zu werfen und ich mir eine frivole Einbildung zurechtschmiedete und sagte: ‘Ach ja, wenn ich dahin kommen werde, wird Gott mir genug geben, worüber ich sprechen kann.’ Und wenn ich es wagte, nicht zu lesen, nicht zu denken an das, was ich vorbringen muss und ich hierhin käme, ohne gut vorüberlegt zu haben, wie man die Heilige Schrift zur Erbauung des Volkes anwenden kann – dann wäre ich ein anmassender Mensch und Gott würde mich verwirrt machen in meiner Kühnheit.“

In der Predigt über 1. Tim 3, 1-4 vom Dezember 1554 (CO 53, 257-272) karrikiert Calvin die Haltung, mit der sich der Prediger selbst in Szene setzt:

Denn der Heilige Paulus will nicht, dass man hier nur ein Zurschautragen macht und dass ein Mensch sich zeigt und da. jeder ihm applaudiert und sagt: Oh ja, gut gesprochen, oh das grosse Wissen, oh der subtile Geist!

Der “Sonntagschul-Effekt”

Vieles, was in Kirchen den Kindern vorgesetzt wird, tönt nach einer To-do-Liste: Das, was ich nächste Woche tun muss/kann, um ein besseres Leben zu führen. Wenn du Menschen, die erwachsen sind und mit dem Glauben nicht mehr viel anfangen können, auf diese Zeit ansprichst, dann wird dir oft das Resultat präsentiert. Ich nenne dies den “Sonntagschul-Effekt”. Verkündigen wir den Kindern wirklich das Evangelium? Damit meine ich: Das Elend des Menschen, die Lösung in Christus, das Leben in Dankbarkeit (nach der 2. Frage des Heidelberger Katechismus).

Ausführlicher siehe dieses Interview von Trevin Wax:

I felt like what most of the lessons left with and what I’d hear my kids come back and talk about was a to-do list. How we need to do this better. We need to do that better.

Die Welt ist gefüllt von Therapeuten und Managern

Kevin Vanhoozer, Systematischer Theologe, zur Freude in seinem Schaffen (hier):

I enjoy seeing connections between things – not only between doctrines but between things in everyday life. I’m interested in the history of ideas and how these ideas take on flesh and influence culture, and the church. Being a systematic theologian allows me to indulge all my interests – in literature, film, art, music – by relating them all to God.

Und noch eine Aussage:

The world is filled with therapists and managers. What the church needs now is people who can (1) articulate from the Bible the truth about God, the world, and ourselves in terms that are faithful to the Bible and intelligible in the contemporary context (2) exhort their congregations to say and do things that corresponds to the truth of Jesus Christ as attested in the Bible.

Liebe und tue, was du willst

Was gut für ihn ist, weiss der Mensch nicht von sich aus. Es muss ihm von Anfang an gesagt werden (Mi 6,8; vgl 1Mo 2,16f). (Helmut Egelkraut)

Die Gebote, die Gott den Menschen gegeben hat, sind nicht Ziel des Lebens, sondern Rahmen des Guten. Das Gesetz ist bleibende Norm für uns Christen. Weshalb?

  1. Das sorgfältige Studium des NT zeigt, dass die Alternative zur Freiheit von der Herrschaft des Gesetzes nicht die Missachtung des Gesetzes ist. Paulus rechnet sogar damit, dass im Endgericht alle Menschen nach dem Massstab des Gesetzes gerichtet werden (1Kor 7,17-19).
  2. Ein Christ lehnt also das Gesetz nicht ab wie ein „Gesetzloser“, sondern ist ein zum Leben mit den Geboten berufener Jünger (vgl. Mt 28,20). „Der Indikativ der Gotteskindschaft (Gal 4,6f) bedingt den Imperativ, im Geist zu wandeln und die Frucht des Geistes hervorzubringen (Gal 5,22f).“ (Otto Betz)
  3. Wer durch den Geist die Liebe Gottes empfangen hat (Röm 5,5), wird durch sie gedrängt und befähigt, das im Liebesgebot zusammengefasste Gesetz zu erfüllen (Röm 13,8-10). Das alttestamentliche Gesetz wird „nach der Kreuzigung Christi das Mass und der Standard des Lebens des Christen“ (Eckhard Schnabel).

‚Wir wissen aber‘, sagt der Apostel Paulus, ‚dass das Gesetz gut ist, wenn einer es ordentlich gebraucht‘ (1Tim 1,8). Dieser Ausspruch weist sowohl jene zurück, welche das Gesetz schlecht gebrauchen, als auch jene, welche meinen, es sei schlecht. (Augustinus, c. adu. Leg. II,2,8)

Wenn also Augustinus in seinem Kommentar zum 1. Johannesbrief schreibt: „Liebe, und tue, was du willst“ (ep. Io. tr. VII,8), dann predigt er keine Liebe ohne Gesetz, sondern fokussiert auf die Liebe, die den Menschen freisetzt, mit Freude das zu tun, was Gott gefällt, ganz im Sinne von Joh 14,15, wo Jesus sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“

Aus dem Vortrag von Ron Kubsch an der E21-Konferenz zum Thema “Der Christ und das Gesetz”

Schlüsselerlebnisse mit Kindern (9): Was ich auf der Zugreise von einer Grossfamilie gelernt habe

Einen Tag später sitze ich vor meinem Computer. Die Zugfahrt ist vorbei, und ich staune nur: Die zwei Stunden mit der elfköpfigen Grossfamilie waren die lehrreichsten seit langem.

  1. Wenn du die nächste Generation gesund halten willst, musst du die Jungen trainieren. Er muss ganz ordentlich kochen können, über die Ernährung Bescheid wissen, stricken, waschen. Wie soll er sonst Chef sein? Dann bekommt er eine Frau, die noch nie gekocht hat. Und er weiss nur über Technik Bescheid.Also müssen ihre Jungs z. B. einen Topflappen häkeln. Nachher bekommen sie eine Axt. Zuerst schmeissen sie den angefangenen Topflappen in die Ecke. Die Motivation steigt erst kurz vor dem Abgabetermin…
  2. Es ist wichtig, dass beide Ehepartner gemeinsame Interessen teilen. Wenn beide Pflichten ausserhalb des Hauses haben und unterschiedliche Interessen, dann entfremdet man sich einander schnell.
  3. Halte Andachten während den Mahlzeiten statt vor der Mahlzeit; die Kinder essen und hören zu. Nimm dir mindestens eine Stunde Zeit für die Mahlzeit. Es geht um viel mehr als um die körperliche Versorgung.

Papis Vortrag…

war sehr lang, aber gut.

Schmunzelnd lese ich den Reisebericht meines Ältesten durch und entdecke diesen Satz – er hat mich auf einer Reise begleitet. Danke für die Rückmeldung!