Orthodoxe und liberale Theologie sind nicht Spielarten desselben Glaubens

Gresham Machen (1881-1937) schreibt in seinem bekanntesten Werk Christianity and Liberalism (1923), dass der orthodoxe christliche Glaube und die liberale Theologie nicht zwei verschiedene Spielarten desselben Glaubens, sondern zwei einander entgegen stehende Weltanschauungen darstellen. Er schreibt in der Einleitung:

(W)hat the liberal theologian has retained after abandoning to the enemy one Christian doctrine after another is not Christianity at all, but a religion which is so entirely different from Christianity as to belong in a distinct category.

(D)espite the liberal use of traditional phraseology modern liberalism not only is a different religion from Christianity but belongs in a totally different class of religions.

Er ist davon überzeugt, dass der Kampf auszufechten sei – ohne Konzessionen zu machen:

Mere concessiveness, therefore, will never succeed in avoiding the intellectual conflict. In the intellectual battle of the present day there can be no “peace without victory”; one side or the other must win.

(T)he real city of God, and that city alone, has defenses which are capable of warding of the assaults of modern unbelief.

Ich habe das Buch für knapp 1 Euro für den Kindle erworben (hier).

Darf man einen Achtjährigen an eine zweistündige Vereinsversammlung mitnehmen?

Ich meine: Man darf. Und: Wir unterschätzen unsere Kinder. Meine beiden Ältesten sassen die beiden Stunden nicht nur brav ab, sondern sie gingen inhaltlich (zumindest phasenweise) mit. Etwas zappeln zwischendurch? Das ist doch normal, welcher Erwachsener hängt nicht ab und zu ab?

Es gab für mich mehrere Momente des Staunens: Beim Punkt 7 “Statutenänderung” stiess mich mein Junior an und meinte aufgeregt: “Das ist so spannend.” Das lag einerseits am Vortragenden (ein Vorbild für meines Jungs), andererseits an der Sache. Ich fragte meinen Zweiten hinterher, was ihn interessiert habe. Er antwortete: “Alles.” (Das heisst bei ihm: Es hat ihm grundsätzlich gefallen.) Ich fragte nach: “Und was besonders?” Er antwortete: “Als sie über die Games sprach.” (Die Leiterin der Kinderarbeit sprach über Regeln bezüglich Gamen in der Kirche.) Ich bohrte nochmals nach. Er: “Sie meinte, dass es auch gute Games gibt.”

A propos Computerspiele: Die bisher wichtigste Erkenntnis dazu habe ich in diesem Post festgehalten: Reale Erlebnisse sollen die Ersatzerlebnisse vor dem Bildschirm ablösen. Das bedeutet für uns Väter: Raus aus der Komfortzone. Oder wie jemand es ausgedrückt hat: “Bewege deinen Hintern und schalte den Fernseher ab.”

Unterstützung im Übergang zu einer neuen Stufe des Lernens

In den letzten Wochen habe ich mir etliche Gedanken zum Thema “Üben” gemacht. Wie ich bereits berichtet habe, kommen meines Erachtens im Instrumentalunterricht viele Kinder nie vom Modus “Durchspielen” in den Modus “Üben”. Ich merkte, dass wiederholte Hinweise nicht genügen. So setzten sich meine Frau und ich mehrere Male hin, um auf die Stellen hinzuweisen, in denen das Hirn die korrekte Abfolge noch nicht gespeichert hatte. Dieses Vorgehen half meinem Sohn in eine neue Stufe des Lernens (und des Lernerfolges) vorzudringen. Ein wertvolles Erlebnis!

Wegen Eifersucht einer Dreijährigen den Psychologen aufgesucht

Beat Tanner, Paar- und Familientherapeut, hat auf einen Artikel in der Zeitschrift Spiegel hingewiesen (Triumph der Sünde,  Nr. 7, 13.02.2010).

Lisas Gesicht ist rot angelaufen, zornig-schrill hallt es durch den Kindergartenflur. Verzweifelt klammert sich das Mädchen an seine Mutter. Lisa ist drei Jahre alt, und bis vor acht Wochen war sie ein glückliches Kind. Doch plötzlich wollte sie nicht mehr in den Kindergarten gehen: Sobald Kind und Mutter um die Ecke biegen, das Gebäude mit den buntbemalten Fenstern in Sicht ist, geht der Terror los: Lisa weint, ist bald völlig aufgelöst. Die anderen Kinder interessieren sie nicht. Was hat Lisa? Ist sie überfordert, traumatisiert oder hat sie gar eine Sozialphobie entwickelt? Lisas Mutter sucht einen Kinderpsychologen auf.

Die kleine Lisa, die nicht mehr in den Kindergarten geht, ist die jüngste Patientin von Weishaupt. Was ist ihr Problem? “Die Sache ist relativ einfach”, meint der Therapeut. Der Grund für Lisas Verhalten sei das jüngere Geschwisterchen, das viel Aufmerksamkeit der Eltern beansprucht und zu Hause bleiben darf, während Lisa in den Kindergarten muss. Im Fachjargon würde die Diagnose “Trennungsphobie” lauten. [Der Therapeut] Weishaupt nennt es schlicht Eifersucht.

Tanner kommentiert:

Die Diagnose eines weltlichen Therapeuten soll uns aufwachen lassen. So schreibt der Spiegel, dass das Benennen von Sünde ist aus dem öffentlich Leben verbannt worden und somit etwas, was uns von den Tieren unterscheidet, nämlich das Sündenbewusstsein. Wenn die Welt erkennt, was Sünde ist, sollen wir als Christen dann nicht noch mehr an dieser Wahrheit festhalten. Sünde ist vergebbar und vor allem: Unser sündhaftes Verhalten und unsere eigensüchtige und lieblosen Motive sind veränderbar durch die Gnade, die wir in Jesus Christus haben.

Ein Brief von van Til an Schaeffer

Cornelius van Til hat Francis Schaeffer 1969 einen Brief geschrieben, in dem er auf dessen Buch „The God who Is There“ Bezug nimmt. Neben dem Inhalt ist auch Aufbau und Art und Weise der (kritischen) Entgegnung spannend. Van Til äussert sich dazu, wie er seinen Nachbarn vom Glauben erzählt.

Eines der Kernargumente betrifft die Fähigkeit des natürlichen Menschen:

The “natural man” assumes that he himself, being “just there,” can relate the space-time facts which are “just there” by means of a “principle of rationality” that is “just there” to one another or that if he cannot do this, no one can.

Das schwierige Terrain des Alten Testamentes

Mit Genuss habe ich die neu erworbene Theologie des Alten Testaments von Bruce K. Waltke aufgeschlagen (An Old Testament Theology – An Exegetical, Canonical, and Thematic Approach, Zondervan: Grand Rapids 2007). Schon das Vorwort war ein Genuss zu lesen – was ich bei weitem nicht von jedem Buch sagen kann.

To many Christians the Old Testament is an unfamiliar and untamed terrain. Although occasional panoramic peaks of grandeur jut out, its landscape appears to them to be mostly barren rocks and flat desert plains. Moreover, dangers lurk for those who seek to tame the land through strict doctrinal systems; the ground rebels against their hands. Many ill-prepared Chrsitians beat a hasty retreat after a brief sojourn and return to the familiar surroundings of the New Testament

The average Christian’s ignorance of the Old Testament is an unfortunate state of affairs because it is difficult to overstate the importance that the role of the Old Testament plays in the New Testament. … the Father of Jesus Christ is the God of Israel, and to Jesus Christ the Old Testament is a valid testimony to his identity, his nature, and his being. We cannot identify the God of the Old Testament as an angry God and that of the New Testament as a loving God. They are one and the same. This identification is essential for the Christian faith. …

The apostel reflected upon Jesus in Old Testament categories. He is the Anointed One, the Suffering Servant, the new Adam, the new Israel, the Son of Man, the Son of God, the Word, the High Priest, the Paschal Lamb, and the pioneer in inaugurating the hoped-for kingdom of God. …

The consequence of a general ignorance about the Old Testament among the people of God is a pervasive reduction of the full message of the New Testament to a basic gospel of atonement and individual ethics. I suspect many christinas feel spiritually undernourished because they live out their lives on the basis of ten biblical texts. (15-16)

Suizidhilfe durch Ärzte

Die NZZ berichtet von Fällen der Suizidhilfe durch Ärzte:

Die heiklen Bereiche betreffen gemäss der Ethikkommission die Feststellung der Urteilsfähigkeit und die Dauerhaftigkeit des Sterbewunsches, das Ausschliessen der Angehörigen oder des behandelnden Arztes, die Berücksichtigung der medizinischen Vorgeschichte des Patienten, die Suizidhilfe bei psychisch Kranken, bei chronisch Kranken und bei lebensmüden Menschen im hohen Alter.

Es wird auf einen in der «Schweizerischen Ärztezeitung» veröffentlichten Fall hingewiesen.

Eine Hausärztin beschreibt dort, wie sie bei einem an Krebs erkrankten 84-jährigen Mann Suizidhilfe leistete. Der Mann verlangte von der Ärztin, innerhalb kurzer Zeit zu sterben. Die Ärztin verzichtete deshalb auf den Beizug einer Sterbehilfeorganisation und besorgte selber das zur Selbsttötung verwendete Betäubungsmittel Natriumpentobarbital. Am nächsten Tag tötete sich der Mann im Beisein der Ehefrau, der Tochter sowie der Ärztin. Diese schreibt, dass sie etwas getan habe, das «nicht ihrem Hippokratischen Eid, aber umso mehr ihrer humanen Einstellung» entsprochen habe. Sie hoffe für alle «Schwerstleidenden», dass es bald mehr Ärzte gebe, «die den Wunsch nach einem begleitenden Abschied in Würde» respektierten.

Remix: Erfüllende und pervertierte Sexualität

Wir leben in einer sexualisierten Gesellschaft. Umso wichtiger ist die wiederkehrende Beschäftigung mit den biblischen Grundlagen für erfüllende Sexualität.

  1. Mangels übergeordneter Normen herrscht bezüglich Partnerschaft und Familie immer mehr Verwirrung.
  2. Christen haben viel über Sex zu sagen, weil sie den Erfinder kennen.
  3. Was ist der Zweck der Sexualität? Diese grundsätzliche Überlegung verschiebt unsere Perspektive.
  4. Die Voraussetzung für erfüllende Sexualität: Sich dem anderen schenken. 
  5. “Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich”. Dieser Satz aus 1. Korinther 6,12 wird oft falsch verstanden. Paulus behandelt hier eine Aussage der Korinther.
  6. Ein unwürdiger, schädigender Ersatz – mit Folgen für das ganze Umfeld: Internetpornographie.

Für weitere Beiträge siehe den Tag „Sexualethik“.

Internetpornografie und ihre Folgen

Thomas Schirrmacher hat eine Vorlesung an der Theologischen Fakultät der Uni Paderborn online gestellt.

Was lehrt Internetpornografie Kinder und Jugendliche?

  1. Sex ist überall möglich und gut, zu jeder Zeit und mit jedermann.
  2. Sex hat keine Konsequenzen.
  3. Sex ist ein Zuschauersport, der möglichst öffentlich stattfinden sollte.
  4. Treue ist langweilig.
  5. Frauen müssen immer zu allem bereit sein.
  6. Frauen sind nackte Wesen und vor allem zur Befriedigung geschaffen.
  7. Männer sind die Bestimmenden und es hat nach ihren Wünschen zu gehen.
  8. Das Aussehen bestimmt den Wert der Menschen.
  9. Man kann den Partners nach eigenen Wünschen zusammenstellen oder wechseln.
  10. Oft tritt hinzu: Gewalt/Schmerzen und Sex gehören zusammen.

Tabus sind gefallen, durch andere Tabus ersetzt:

Man tabuisiert die Sexsucht. Man tabuisiert die Pornografiesucht. Man tabuisiert die Folgen, die es für die Entwicklung von Kindern hat, wenn sie im Alter von zum Beispiel zehn Jahren in Filmen und Bildern gemeinsam Dinge sehen, die andere nicht einmal zu denken wagen. Man tabuisiert, dass die Botschaft der Verfügbarkeit der Frau alle Erfolge der Gleichberechtigung zunichte macht. Man tabuisiert, wieviele Scheidungen auf Pornografie und Sexsucht oder durch sie ausgelöste Seitensprünge zurückgehen. Massenhafte Pornografie reduziert nachweislich den Wunsch auf langfristige Beziehungen und den Kinderwunsch. Aber es ist tabu, darüber zu sprechen, welche Rolle die sexuelle Verwahrlosung dabei spielt, dass die Deutschen immer weniger Kinder bekommen.

Momente im roten und im grünen Bereich: Serie Woche 12

Rot

  • Wir stehen vor der Poststelle. Ich habe meine beiden Söhne losgeschickt, um ein Ticket für den Schalter lösen. Beide kommen zurück, der kleinere weinend, der ältere mit mehreren Ticktets in der Hand, erzürnt. Am Telefon erklärt der junge Mann meiner Frau, dass er getröstet werden möchte. Und er erklärt auch gleich wie: „Mich auf den Schoss nehmen und über die Haare streichen.“
  • Ich warte auf meinen Sohn, der in der Gesangsstunde ist. In Hördistanz bekomme ich mit, wie Musikschüler kommen und gehen. Der Lehrer zu einer Mutter:  „Ihre Tochter hat Fortschritte gemacht. Wie oft übt sie?“ – Die Mutter, etwas verlegen: „Unterschiedlich.“ Nach einer Pause: „Einmal, vielleicht zweimal die Woche.“ Der Lehrer schweigt. Was er sich wohl denkt? Die nächste Schülerin kommt eine Viertelstunde zu spät. Bei Hinausgehen die Grossmutter des Kindes: „Ist es gut gegangen?“ Der Lehrer antwortet leise: „Nein, gar nicht.“ In einem kleinen Abstand: „Es war sehr mühsam.“ Die Grossmutter entnervt zum Kind: „Ja, es klappt bei dir im Moment weder in der Schule noch hier. Hör doch lieber auf mit dem Unterricht.“ Noch eine Weile redet sie (grob) auf das Kind ein. Hier wird ein Urteil gefällt – doch stimmt die Diagnose?
  • Nochmals zum Thema Musikunterricht: Es besteht ein grosser Unterschied zwischen „durchspielen“ und „üben“. Manche Kinder kommen – so meine Beobachtung – gar nie in den eigentlichen Übungsmodus. Widerwillig wird das Stück durchgespielt, und dann wendet man sich der nächsten Beschäftigung zu.
  • Mein Vierter ist nachhaltig beeindruckt von der Filmserie „Unsere kleine Farm“. Manchmal kommt er zu mir und fragt mich: „Können wir wieder den krassen Film gucken?“ (Übrigens: Ein Dreijähriger kann schon ganz ordentlich nacherzählen.)

Grün

  • Die ersten Worte meines Zweiten am Morgen sind oft: „Was machen wir heute?“ Er erhofft sich ein Spezialprogramm – einen Ausflug, einen Besuch. So könnte er dem täglichen Lernen entrinnen. (Hat er dann einmal begonnen, geht es ganz flott.)
  • Das herrliche Wetter der vergangenen Tagen lud zum Frühlingsspaziergang. Mein Teilzeitengagement und der flexible Tagesablauf mit Home Education ermöglichte es uns, an zwei Mittagen draussen ein Feuer zu machen und zu grillieren. Wir waren weit und breit die einzigen.
  • Mein Zweiter überlegt sich laut, ob seine Frau ihm später wohl auch einen solch leckeren Reisauflauf zubereiten und auf die Seite tun würde. Er wägt ab und kommt zum Schluss: „Wohl eher nicht.“
  • In der Sonntagschule war das Thema „Vergebung“. Die Jungs hatten Karten mit Klebern und der Aufschrift „Entschuldigung“ gebastelt. Zu Hause entwickelten sie ein lebhaftes Spiel daraus: Den anderen einfangen, ihn schlagen und dann schnell eine Entschuldigungskarte zeigen.