{Aus der Blogsphäre} Wie brauchte Paulus im Neuen Testament das Wort “Gesetz”?

Der Gebrauch des Wortes “Gesetz” und “Werke des Gesetzes” von Paulus muss genau untersucht werden. Nur zu schnell entsteht sonst ein (falsches) Verständnis von Gesetzlichkeit. Douglas J. Moo, renommierter Neutestamentler, hat 1983 eine gründliche Arbeit geschrieben. Justin Taylor hat auf den Aufsatz hingewiesen, der online abrufbar ist (für eine Übersicht siehe Seite 4 im Aufsatz; man beachte auch die Referenzstellen in den Fussnoten).

Zudem:

Momente im roten und im grünen Bereich: Serie Woche 7

Rot

  • Ich sitze im Bus und höre das Gespräch zwischen zwei jungen Erwachsenen mit (das Wort „Teenager“ widerstrebt mir; es ist eine Schöpfung der westlichen Welt und bezeichnet die Zeit des Lebens, in der die Kraft eines Erwachsenen mit einer geringen Verantwortung verknüpft ist; in der Regel leisten die Eltern „Vorschuss“). Stolz erzählt die junge Frau, dass der Grossvater ihre Zigaretten bezahle.
  • Es ist Zeit für den Nachwuchs ins Bett zu gehen. Sie toben herum, und ich zweifle daran, sie innert nützlicher Frist in die „Ruhezone“ zu bringen. (Es gibt Abende, da sind sie so kribblig, zum Beispiel vor dem Schneefall.) Plötzlich ist es ruhig: Mein Ältester hat ein Buch in die Hand genommen und liest den Jüngeren vor. Ich schliesse die Türe leise und lasse sie gewähren.
  • Ich frage meine Söhne jeden Tag nach Erlebtem, aber auch nach ihrer Bewertung des Erlebten. Ab und zu bemerke ich, dass ihre Bewertung total von jener meiner Frau abweicht: Das Eigenbild ist eklatant positiver. Manchmal schweige ich und merke mir die Informationen für eine spätere Gelegenheit zur Aussprache, andere Male gibt es eine verbale Korrektur. Das erfordert einiges Fingerspitzengefühl, über das ich nicht immer verfüge.
  • Kinder können (manchmal) unermüdlich sein neue Dinge auszuprobieren. Meine Frau ertappt mich dabei, wie ich meinen Zweiten anfahre und dabei einfach die Annahme treffe: „Das kannst du noch nicht.“ Ich habe es aus blosser Ungeduld gesagt. Ich setze mich hin, entschuldige mich und beobachte ihn dabei, wie er es versucht.

Grün

  • Ich spreche meinen knapp Einjährigen an und möchte seine Aufmerksamkeit. Ich sehe, wie es in seinem Kopf rotiert. Er überlegt sich kurz, ob er den Blickkontakt zu mir aufnehmen will. Doch dann sieht er ein anderes Ziel und steuert es an. Oder: Er blickt bewusst an mir vorbei, um mir anzudeuten: Jetzt nicht.
  • Meine Frau erzählt meinem Ältesten von einer Ungerechtigkeit, die mir widerfahren ist. Er steht entrüstet auf und möchte bei der betreffenden Person vorbeigehen, um die Sache zu regeln.
  • Einfacher geht es nicht: Bilder knipsen, dann ausdrucken. Wir machen es uns nicht ganz so einfach. Wir gehen im Fotogeschäft vorbei und wählen uns die Bilder sorgfältig aus. Freudig ziehen wir mit einem Beiglein heimwärts.
  • Nach einem halben Jahr wöchentlichem Gang in die Bibliothek (ich lese durchschnittlich vier Bücher vor; das ergibt bei Annahme von 20 Besuchen die stattliche Zahl von 80 Büchern) kennen meine Jüngeren viele Bücher schon. Was gibt es Schöneres, als ein Buch hervorzunehmen und nochmals vorzulesen?

{Diskutiert} Wenn die Spiel-Räume für Kinder verschwinden

Es gibt Diskussionen, die mich ins Nachdenken bringen. Ein Lehrer erzählte vom Skilager. „Vor einigen Jahren gingen wir an jedem Abschlussabend schlitteln. Das nächste Jahr wurde als erste Vorsichtsmassnahme telefoniert, wenn der letzte Schlittler unten war. Ein Jahr später kam ein Mitarbeiter vom Pistendienst mit. Das Jahr darauf wurde das Schlitteln am letzten Abend ganz eingestellt. Das Risiko erschien uns zu hoch.“ Die Liste könnte fortgeführt werden: Auf unserem Kinderwagen ist ein hölzerner Hochsitz montiert. Dies würden die Hersteller gemäss Auskunft eines Fachgeschäfts nicht mehr anbieten. In unserer Umgebung wurden alle Spielplätze von Experten begutachtet und mit einer Gefahrennummer versehen. Die Rutschbahn vor unserem Haus wurde zersägt und entsorgt, die Wippe ebenfalls. Ein Gesprächspartner meinte: „Das ist unsere intolerante Gesellschaft.“ Ich vermute, dass er damit zum Ausdruck bringen wollte, dass Spiel-Räume zum Experimentieren zurückgehen. Alle eventuellen Gefahrenherde werden eliminiert. Mein Erklärungsansatz verläuft etwas anders: Das (zu) optimistische Bild des Kindes (und des Menschen allgemein) führt dazu, dass Fehlverhalten und der daraus entstehende Schaden nicht dem Verursacher, sondern je länger je mehr der weiteren „Umgebung“ angelastet werden. Der Fehler wird längst nicht mehr der Sündhaftigkeit des Kindes (und der Schuld der Eltern) zugerechnet, sondern den Profis für Kinderbetreuung, also Herstellern oder eben – Lehrern. Und noch einen zweiten Trend stelle ich fest: Je mehr die natürlichen Spiel-Räume für Kinder zurückgehen, die ihnen die Möglichkeit geben, ihre körperlichen Grenzen zu erkunden, desto stärker steigt der Online-Konsum an. Wir befinden uns definitiv in einer Phase der Virtualisierung. Die Folgen bleiben manifest: Veränderte Gehirnstrukturen, Übergewicht und Arthrose bei Kindern – und vor allem Kommunikations- und Beziehungsstörungen.

{Aus der Blogsphäre} Francis Schaeffers 100. Geburtstag

Ich habe schon länger nichts mehr von ihm zitiert oder über ihn geschrieben. Er hat meine geistliche Entwicklung nachhaltig geprägt. In Europa ist er (leider) unter Evangelikalen kaum mehr bekannt. In den USA wird er immer wieder wegen seiner Generalisierungen der Theologie- und Philosophiegeschichte an den Pranger gestellt. Wer ihn jedoch als den liest und stehen lässt, der er war – ein Evangelist der Intellektuellen mit prophetischer Stimme für seine eigene und nächste Generationen, wird für heute und morgen profitieren.

Trevin Wax hat einige Posts zu seinem 100. Geburtstag zusammen getragen.

{Biblischer Input} Das siebte Gebot: Ich habe doch niemanden getötet!

„Ich habe noch niemanden getötet.“ Damit könnten wir für uns das siebte Gebot abhaken und zur Tagesordnung übergehen. Jesus korrigiert im Neuen Testament die zu seiner Zeit gebräuchliche Auslegung des siebten Gebots:

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (2.Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig. (Matthäus 5,21+22)

Es gibt eine Linie, die in Gedanken beginnt (seinem Bruder zürnen), sich in Worten fortsetzt (du Nichtsnutz) und in der Tat ihre Vollendung findet (töten). Jesus stellt dieser „Kette“ eine andere gegenüber – die der Versöhnung:

Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe. Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast. (Matthäus 5,23-26)

{Lektüre} Fakten und ihre Interpretation sind untrennbar

All facts have been interpreted by God, and since all things are what they are by virtue of God’s eternal plan, we must say that the interpretation of the facts precedes the facts‘ (Cornelius van Til). The idea of ‘brute fact’ is an invention intended to furnish us with a criterion of truth other than God’s revelation. … A fact devoid of any normative interpretation would be a fact without meaning, without characteristics – in short a nothing. … We can have no knowledge of facts devoid of human interpretation, for knowing itself is interpretation. (71)

In actual life we only encounter the world through the mediation of our interpretations, and so the world we live in is to some extent of our own making. … What prevents us from constructing an absolutely crazy world? Only our faith. Only our faith assures us that there is a ‘real world’ that exists apart from our interpretation. Only God’s revelation provides us with a sure knowledge of that world and so serves to check our fantasies. Non-Christians, then, have no safeguards against such craziness, except for their tendency to live parasitically off Christian capital. (100)

John Frame. The Doctrine of the Knowledge of God. P & R: Philipsburg 1987.

Siehe auch

{Biblischer Input} Das sechste Gebot: Eine intakte Familie steigert Glück und Gesundheit

Die aktuelle Forschung bestätigt das sechste Gebot.

Sie wollen alt werden? Sie wollen lange gesund bleiben? Sie wünschen sich ein erfülltes Sexualleben? Sie möchten glücklich sein? Dann folgen Sie modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen – und heiraten Sie! Denn damit steigen Ihre Chancen rapide, dass Sie das Ersehnte finden.

Hier geht es zu interessanten Diagrammen.

{Aus den Medien} Interview zu Heirat und Scheidung

Hansjörg Forster, Leiter der Ehe- und Familienarbeit von Campus Schweiz, wurde von idea zu Heirat und Scheidung interviewt. Ein Ausschnitt:

Man wird den Eindruck nicht los, auch unter Christen werde schneller geschieden.

Das ist auf jeden Fall so. Mittlerweile gibt es nur noch kleine Unterschiede. Vielleicht verstreicht zwischen Auseinanderleben und Scheidung etwas mehr Zeit, weil die letzte Konsequenz gescheut wird. Doch Scheidungen kommen unter Christen bald gleich häufig vor.

Warum sind christliche Ehen nicht resistenter?

In erster Linie geht es darum, ob eine Ehe aus dem Geist Gottes oder aus der eigenen Kraft gelebt wird. Auch Christen kultivieren heute vielfach ihren eigenen Gestaltungswillen. Christliche Gemeinden müssten jungen Paaren vermehrt helfen, aus dem Geist Gottes zu leben. Zudem sind auch Christen Kinder unserer Zeit und vielfach diesseitsorientiert. Ihr Glück ist nicht auf die Ewigkeit ausgerichtet, sondern will sofort erlebt werden.

Warum scheitern selbst Ehen von freikirchlichen Leitungspersonen zunehmend?

Die Gründe sind vielfältig. Eine grosse Rolle spielen wohl überhöhte Ideale. Vielfach sind die Gründe aber auch vergleichbar mit nichtchristlichen Paaren: Druck und Stress im Leben, mangelnde Kommunikation.

{Aus den Medien} Schlafstörungen nehmen stark zu

20minuten berichtete über die starke Zunahme von Schlafstörungen.

Was hält so viele Menschen in der Nacht wach?
Neben alltäglichen äusseren Faktoren wie Licht und Lärm, ist es hauptsächlich der persönliche Stress. Menschen kommen in der 24 Stunden Leistungsgesellschaft nicht richtig mehr zu Ruhe. Sie machen am Tag keine Pausen mehr, nehmen zu viel koffeinhaltige Getränke und laufen ständig am Limit und haben dadurch das Gefühl am Abend alles nachholen zu müssen. So gehen sie mit zu vielen Stresshormonen ins Bett und ans Schlafen ist nicht mehr zu denken.

Man beachte auch Leserkommentare wie diesen:

8.5-9.5 h vollkonzentriertes Arbeiten laugt aus: Abends weiss man kaum noch, wie man die 25 km Arbeitsweg nach Hause unfallfrei (Konzentrationsmangel) zurücklegt. Zu Hause setzt man sich erstmal hin und versucht, ein wenig zu relaxen. Eine Stunde später kann man sich endlich den Haushaltspflichten widmen. 22:00 will man schlafen gehen und kann nicht, weil man wieder hellwach ist. Wen wunderts, dass man oftmals und über Monate/Jahre pro Nacht mit Glück noch zu 3-4 Stunden schlaf kommt. Das Wochenende vergeht mit Schlaf und Erholung, das gesellige Leben ist dadurch dahin. Danke Berufsleben.

Die Frage “Wie schlafen Sie?” gehört für mich zu den Standardfragen in Beratungen.

Der zweite Blogger-Geburtstag steht vor der Türe: Neue Wochenstruktur

Zwei Jahre, 1400 Beiträge; viele Schnipsel aus Gelesenem, Recherchiertem und Erlebtem. Zeit, um einige Überlegungen anzustellen:

Wer schreibt? Es schreibt ein fünffacher Familienvater, der Teilzeit als Personalentwickler in einer Spitalgruppe arbeitet und jede freie Minute fürs Lesen und Schreiben nützt.

Für wen schreibe ich? Ich identifiziere drei Gruppen: Theologisch interessierte Leser, jüngere Männer und Familienväter, Freunde.

Was schreibe ich? Ich schreibe vor allem über theologische Inhalte und bin bestrebt, diese Inhalte mit allen Bereichen meines Lebens zu verbinden.

Wie sieht das dritte Jahr aus? Ich habe die bisherigen Inhalte analysiert. Ich habe mir für das nächste Jahr eine grobe Wochenstruktur verordnet – mit der ausdrücklichen Genehmigung davon abzuweichen.

  • Montag: Wochenserie über Erlebnisse in der Familie; zur Zeit reflektiere ich Momente, in denen ich Widerstand erlebe („rot“) und Momente, in denen ich mich freue („grün“). Die nächste Serie ist bereits ins Auge gefasst: „Was ich von meiner Frau lernen kann“.
  • Dienstag: Ausschnitte aus meiner aktuellen Lektüre.
  • Mittwoch: Beiträge aus der Blogsphäre. Ich lese regelmässig andere Blogs; insbesondere bin ich ein eifriger Leser der TGC-Plattform. Ab und zu recherchiere ich zu bestimmten Themen im Netz.
  • Donnerstag: Weil die Sammlung bisheriger Beiträge stetig anwächst und sich mit neueren überschneidet bzw. diese ergänzt, werde ich Zusammenfassungen erstellen.
  • Freitag: Viele News erreichen mich via Medien. Wenn ein Thema auftaucht, das in meinem Interessensbereich liegt, werde kurz referenzieren und allenfalls kommentieren.
  • Samstag/Sonntag: Jemand hat mir geschrieben, dass ich vermehrt biblische Inputs auf dem Blog veröffentlichen solle. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Am Wochenende wird es darum Impulse geben, die aus meinem Bibelstudium stammen.