{Remix} Fünf Impulse zur Verbesserung der Familien- und Teamkultur

  1. Ja sagen und Nein meinen: Wer kennt die Situation nicht, in der er angefragt wird etwas zu tun, wohl oder übel zusagt und innerlich ablehnt? Der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat dieses Dilemma in Familien beschrieben (siehe hier). Eine Kultur, in der ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein ist, verbessert die Kommunikation schlagartig.
  1. Präsenz in Schlüsselmomenten: Es gibt Momente, in denen Präsenz unerlässlich ist. Wer sie verpasst, handelt sich grossen Zusatzaufwand ein. Als Vater einer Grossfamilie weiss ich nur zu gut (siehe „Wer zuerst durch die Tür geht, ist der Boss.“)
  1. 55 Minuten zuhören, 5 Minuten antworten: Diesem Motto verschrieb sich der grosse Evangelist der Intellektuellen, Francis Schaeffer (1912-1984). Er lieh dem Menschen, der ihm begegnete, die volle Aufmerksamkeit. Das zieht an!
  1. Erfolgreiche Menschen hören nicht auf zu fragen: Wer einem kleinen Kind zuhört, stellt fest, dass es den lieben langen Tag Fragen stellt. Fragen, die erstaunen. Fragen, die irritieren. Fragen, die Fragen hervorrufen. Fragen, die betroffen machen. Warum haben wir Erwachsenen diese Gewohnheit aufgegeben?
  1. Optionen statt Positionen: Wenn ich einen Kommentar höre, der meinen Überzeugungen zuwider läuft, besteht meine erste Reaktion darin, innerlich die eigene Gegenposition zurecht zu legen. Einen anderen Weg beschritt Roger Nicole: Er bestärkte den Studenten im Einwand, indem er zusammen mit ihm zunächst weitere Argumente für seinen Einwand sammelte.

{Aus der Blogsphäre} Zerrbilder des Evangeliums

Trevin Wax sieht verschiedene Zerrbilder der guten Botschaft:

  • Therapeutic Gospel: Sin robs us of our sense of fullness. Christ’s death proves our worth as humans and gives us power to reach our potential. The church helps us find happiness.
  • Formalist Gospel: Sin is failing to keep church rules and regulations. Christ’s death gives me an agenda, so I can begin to follow the predescribed forms of Christianity.
  • Moralist Gospel: Our big problem is sins (plural) and not sin (nature). The purpose for Christ’s death is to give us a second chance and make us better people. Redemption comes through the exercise of willpower with God’s help.
  • Judgmentless Gospel: God’s forgiveness does not need to come through the sacrifice of His Son. Judgment is more about God’s goodness, not the need for human rebellion to be punished. Evangelism is not urgent.
  • Social-Club Gospel: Salvation is all about finding fellowship and friendship at church. The gospel is reduced to Christian relationships that help us enjoy life.
  • Activist Gospel: The kingdom is advanced through our efforts to build a just society. The gospel’s power is demonstrated through cultural transformation, and the church is united around political causes and social projects.
  • Churchless Gospel: The focus of salvation is primarily on the individual, in a way that makes the community of faith peripheral to God’s purposes. The church is viewed as an option to personal spirituality, or even an obstacle to Christlikeness.
  • Mystic Gospel: Salvation comes through an emotional experience with God. The church is there to help me feel close to God by helping me along in my pursuit of mystical union.
  • Quietist Gospel: Salvation is about spiritual things, not secular matters. Christianity is only about individual life change and is not concerned with society and politics.

{Lektüre} Chesterton zu Erziehung, Demut, Relativismus, Modeströmungen, Weltenbummlern, wahrer Romantik und Fortschritt

Erziehung

G. K. Chesterton beschreibt den Lebensabschnitt seiner „Erziehung“ als „Periode, während derer ich von irgend jemand, den ich nicht kannte, in etwas unterrichtet wurde, was ich nicht kennenzulernen wünschte.“  G. K. Chesterton. Autobiographie. Nova & vetera: Bonn 2002. S. 66.

Demut

Den religiösen Menschen der Vergangenheit wird als Beweis ihrer Widersprüchlichkeit und doppelten Moral immer vorgeworfen, sie hätten Bekundungen einer fast kriecherischen Demut mit eifrigem Streben nach irdischem Erfolg und mit einer beachtlichen Fähigkeit, den Erfolg auszukosten, verknüpft. Als krasser Widerspruch wird empfunden, dass jemand ebenso grossen Wert darauf legt, sich als erbärmlichen Sünder zu bezeichnen, wie er erpicht darauf ist, sich König von Frankreich zu nennen. … Addison lässt den grossen Stoiker sagen: „Dem Erfolg zu gebieten, ist uns Sterblichen nicht gegeben; Wir, Sempronius, aber tun mehr; wir verdienen ihn uns.“ … diese frohgemute Demut, diese Art, sich geringzuschätzen und zugleich für eine unendliche Vielzahl unverdienter Triumphe bereitzuhalten, dieses Geheimnis ist so einfach, dass jedermann gemeint hat, es müsse dahinter etwas ganz Finsteres und Unerklärliches stecken. Demut ist eine so praktische Tugend, dass alle meinen, sie müsse ein Laster sein. Demut ist so erfolgreich, dass sie für Hochmut gehalten wird.

G. K. Chesterton. Ketzerei. Insel Taschenbuch: Berlin 2012. (61+63; der Rest der Zitate stammt aus demselben Buch)

Relativismus

Dass es keine goldene Regel gibt, ist wiederum eine goldene Regel oder vielmehr etwas viel Schlimmeres als eine goldene Regel. Es ist eine eiserne Regel, eine Fussfessel, die dem Menschen keinen Schritt zu tun erlaubt. (55)

Modeströmungen

Millionen sanftmütiger Männer im schwarzen Frack halten sich für gesund und vernünftig, nur weil sie jeweils der neusten Tollheit verfallen. (53)

Missverständnisse

Wer missverstanden wird, geniesst gegenüber seinen Feinden stets den Vorteil, dass sie seinen Schwachpunkt oder seine Strategie nicht kennen. (49)

Weltenbummler

Ein Mann kann ein versierter Schürzenjäger sein und doch von der ersten Liebe keine Ahnung haben; ein Mann kann so viele Länder kennen wie Odysseus und doch von Vaterlandsliebe nichts wissen. (44)

Der Weltenbummler lebt in einer kleineren Welt als der Bauer auf seiner Scholle. Ihm haftet stets ein Moment von Ortsgebundenheit an. London ist ein Ort, der sich mit Chicago vergleichen lässt; Chicago ist ein Ort, der nach einem Vergleich mit Timbuktu verlangt. Aber Timbuktu ist kein Ort, denn zumindest da leben Menschen, denen es als das Universum gilt, Menschen, die frei sind von Ortsgebundenheit und den Odem der Welt atmen. … dem Weltenbummler fehlt die Geduld, Teil von etwas zu werden. (45)

Wahre Romantik

Einen Brief einwerfen und heiraten – dies beides gehört zu den wenigen Dingen, die noch durch und durch romantisch sind; denn damit etwas vollständig romantisch ist, muss ihm Unwiderruflichkeit eigenen. (38)

Fortschritt

Jedem Ideal der Religion, der Vaterlandsliebe, der Schönheit oder der nackten Vergnügungssucht halten wir das alternative Ideal des Fortschritts entgegen – das heisst, wir beantworten den Vorschlag, uns etwas zu beschaffen, das wir kennen, mit dem Gegenvorschlag, uns vielmehr von weiss der Himmel was zu verschaffen. … Schon der Name „Fortschritt“ deutet auf eine Richtung hin; sobald wir an dieser Richtung im mindesten zu zweifeln beginnen, wird uns im gleichen Masse der Fortschritt zweifelhaft. …. Wir aber sind genau darüber, über die Richtung, uneins. (32-33)

{Momente im roten und im grünen Bereich} Serie Woche 6

Rot

  • Ich schrecke aus dem Schlaf auf und blicke auf die Uhr. Es ist Viertel vor Sechs. Mein Dreijähriger steht vor dem Bett meiner Frau. Er bettelt: „Ich will Brötli backen.“ Er hat Hunger.
  • Die Temperaturen sind massiv gesunken. Das erschwert den Aufenthalt draussen. So verbringen wir nun ab und zu einen Nachmittag drinnen. An Ideen mangelt es den Jungs nicht, mir aber manchmal an den Nerven, wenn die Wohnung auf den Kopf gestellt wird…
  • Meine Frau hat eine leckere Griesspappe gekocht. Es gibt Sultaninen zum Beimischen. Und der Älteste darf den Brei mit rotem Farbstoff anreichern. Die anfängliche Begeisterung für die farblich veränderte Mahlzeit flacht schnell ab. Er teilt bereitwillig seinen Griess mit dem Dritten. Dieser sitzt dann eine Stunde vor dem Teller. Gelernt ist gelernt: Sag nicht einfach ja, wenn dir jemand etwas anbietet.

Grün

  • Jeden Abend sitze ich auf dem Bettrand im Kinderzimmer, und alle Beten im Turnus. Mein Vierter fängt an. Mein Dritter betet seit Wochen für die gleichen Anliegen. Jeden Abend fragt er mich: „Kämpfen sie immer noch in Syrien?“
  • Mein Zweiter belegt nun auch einen Schwimmkurs. Ausschlaggebend war seine Entscheidung, dass er jetzt schwimmen lernen wolle. Es ist rührend ihn zu beobachten: Er steht tapfer mit den anderen im Kreis, hört auf die Anweisungen, zögert, taucht und bleibt so lange unten, bis schon die nächste Anweisung ertönt ist. Es geht ihm wie manchen von uns: Er muss sich oft einen „Schupf“ geben. Idealerweise sind wir als Eltern dann besonders präsent, wenn er sich überwinden muss.
  • Für meinen Ältesten suchen wir einen Klavierlehrer. Wir fragen Bekannte und Freunde aus der Umgebung nach Namen. Ein Vater verrät uns, dass seine beiden Töchter beim selben Lehrer gewesen seien. Der fleissigen habe es gefallen, die andere habe den Unterricht quittieren müssen. Das machte uns neugierig. Wir suchten den Lehrer vor Ort auf und sprachen mit ihm. Jetzt hoffen wir auf ein Semester Unterricht zur Probe.
  • Die Zeitungen haben angekündigt, dass die Temperaturen bis minus 30 Grad fallen würden. Das beschäftigt meinen Nachwuchs ungemein. Sie hören von Kältetoten und entschliessen sich, alle zusammen auf der grossen Matratze im Kinderzimmer zu übernachten.

Das fünfte Gebot: Ehre Vater und Mutter

Wer die "Lasterkataloge" des Neuen Testaments liest, stößt auch auf die Wendung "den Eltern ungehorsam" (Römer 1,29; 2. Timotheus 3,2). Das fünfte Gebot ist, wie Paulus feststellt, das "erste Gebot mit Verheißung" (Epheser 6,2): "damit es dir gut geht und du lange lebst". Die Eltern sind die Gott gegebenen Repräsentanten für das Kind. Sie sind seine "funktionalen Vorgesetzten". Wer ihnen diese Stellung nicht gibt, löst sich aus dem von Gott zugedachten Schutzraum und gefährdet sich selbst. Weiter: Wer die sich den eigenen Eltern nicht untergeordnet hat, bekundet in der Regel auch Mühe, sich anderen göttlichen Autoritäten (dem Vorgesetzten, den Ältesten in der Kirche) zu fügen. Zwei Präzisierungen: Gehorsam meint keinen Kadaver-Gehorsam; Kinder fragen, und Eltern begründen ihre Anordnungen. Und es bedeutet keinen lebenslangen Gehorsam: Erwachsene Eltern ehren ihre Eltern, indem sie sie im Alter versorgen (vergleiche die Auslegung des fünften Gebots durch Jesus, Mt 15,4-6).

Bildung ohne Bindung ist Rückschritt

Einmal mehr wird der Mythos “Ausserfamiliäre Betreuung = Förderung = Sozialisierung” in Frage gestellt.  Anlass ist eine (weitere) Studie. idea Deutschland zitiert Harmut Steeb, 10-fachen Vater und Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz.

Im Zuge einer nachhaltigen Gesundheit für die künftige Gesellschaft fordert Steeb, die „zukunftsträchtige Mutter-Tätigkeit zu Hause“ mindestens ebenso zu fördern wie die außerfamiliärer Berufsarbeit. Außerdem müsse Schluss sein mit den Diskriminierungen von Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen wollen. Dazu gehöre der Begriff „Herdprämie“ für das geplante Betreuungsgeld und die Unterstellung von „Bildungsferne“. Außerdem müsse man Bildungspolitikern deutlich machen, „dass die elterliche Bindung vor der Bildung steht und Bildung ohne Bindung kein Fortschritt, sondern Rückschritt ist“.

Für den Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen und Soziale Sicherheit, Kostas Petropulos, bestätigt die US-Studie nur, was Psychologen und Pädagogen schon lange wüssten: „Kinder entwickeln sich am besten mit verlässlicher Zuwendung und kompetenter Unterstützung beim Weg ins Leben durch einen sie liebenden Menschen.“ Das könnten nicht nur Mütter sein, sondern auch Väter, Großväter oder -mütter. Die zentrale Frage an unsere westlichen Gesellschaften laute daher: „Wollen wir Eltern nicht die (bezahlte) Zeit geben, ihre Kinder in den entscheidenden Entwicklungsjahren als wichtigste Lebenshelfer zu begleiten?”

Der PC gehört nicht ins Kinderzimmer

Kinder brauchen Begleitung und Anleitung in der virtuellen Welt. Klaus Kratzer in einem Vortrag an einer Schule:

Wenn ich jetzt auf Facebook schreibe „Schulrat Anton Zenz hat während meines Vortrages einen Stuhl nach mir geworfen.“, dann werden ihn alle am nächsten Tag darauf ansprechen, warum er das gemacht hat. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung wird gar nicht erst angezweifelt“, erklärte der Referent. Es entstehe eine virtuelle Realität. Soziale Netzwerke funktionieren zudem wie Flüsterpost.

Das neunte Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen

„Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.“ Welche verheerende Wirkung können Worte haben! Als Jesus vor den religiösen Instanzen seiner Tage angeklagt wurde, zogen seine Widersacher falsche Zeugen bei, um ihn zu verleumden. Aufgrund des falschen Zeugnisses wurde er verurteilt. Doch es geht viel subtiler: Wir sprechen vor Dritten über abwesende Personen und verändern Vorfälle und Zusammenhänge nach unserem Gutdünken, stellen Aussagen in einem anderen Licht dar. Weshalb geschieht das? Wir wollen selber in einem besseren Licht dastehen. Oder es geht schlicht darum, anderen zu schaden, indem wir sie in ein schiefes Licht rücken. Eine ganz neue Dimension des neunten Gebots hat die Facebook-Generation erreicht: Es besteht die Möglichkeit, jemanden öffentlich an den Pranger zu stellen und ihn zu verunglimpfen. Unwahres und Entstelltes ist schnell geschrieben, publiziert und richtet Schaden an.

Lernen mit und ohne Gott: Was ist anders, was bleibt gleich?

Bibel und Gemeinde hat in seiner Ausgabe 1/2012 die Zusammenfassung meines ersten PhD-Proposals (Research Paper) abgedruckt.

Als Erwachsenenbilder und Vater von fünf Söhnen, von denen wir offiziell zwei selbst unterrichten, bin ich täglich mit dem Thema „Lernen“ konfrontiert. Während meine Söhne täglich mit Gottes Wort in Berührung kommen, sind über 95 % meiner Seminarteilnehmer nicht gläubig. Also ist es für mein Wirken essentiell zu wissen, wie ich mit nichtgläubigen und gläubigen Menschen in ihrem Lernprozess umgehe. Was gilt für beide? Wo sind die Unterschiede?

Hier geht es zum Download der Zeitschrift (eigener Beitrag S. 49-58).