Die “Kälte” professioneller Kinderbetreuung

Ich sehe zwei Kleinkinderbetreuerinnen mit je zwei vielleicht Zweijährigen an der Hand. Es läuft alles nach Vorschrift, der gelbe Bändel ist umgehängt. Nur: Wenn ich in diese Gesichter blicke, sehe ich nur eines. Die beiden sind froh, wenn sie sich nicht inhaltlich mit den Kleinen abgeben müssen. So viel zur professionellen Kleinkindbetreuung.

Nicht dass ich jeder professionellen Lehr- und Betreuungskraft Kälte unterstelle, nein! Es gibt zahllose Helfer, die sich täglich aufopfernd in junge Leben investieren. Zudem meine ich auch nicht, dass Eltern jederzeit hoch beglückt ob dem Zusammensein mit ihren Kindern sind. (Viele Eltern scheinen sich mehr mit ihrem Handy als mit ihren Kindern zu unterhalten.) Dennoch frage ich mich: Was kann Vater- und Mutterliebe ersetzen?

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Momente im roten und im grünen Bereich: Serie Woche 5

Grün

  • Kinder zu erziehen bedeutet immer wieder einen Impuls zu geben und sie sich dann wieder ihren eigenen Projekten zuwenden lassen. Nach intensiven Vorlese- und Nacherzählminuten malt mein Vierter 20 Minuten an der Tafel mit Kreide. Und du sollst ihn auf keinen Fall dabei stören.
  • Mein knapp Jähriger öffnet am liebsten die Türe der Waschmaschine im Badezimmer und erkundet mit seinem Löffel, wie die Trommel tönt.
  • Meine Frau legt jeweils im ersten Jahr jedes unserer Kinder ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, sensibel auf die Impulse des Kindes zu reagieren. Das heisst nicht, dass sie ihm alle Wünsche erfüllt, sondern dass sie ihm Tausende Mal kommuniziert: „Ich bin da.“
  • Um halb sieben zupft es an meiner Bettdecke, mein Vierter möchte zuerst noch einige Minuten ins Bett schlüpfen. Dann kommt die Anfrage: „Papi, kommst du mit mir frühstücken?“
  • Übermüdet vom vollen Arbeitstag und mich krank fühlend begleite ich meine beiden Ältesten in den Schwimmkurs. „Passt gut auf Papi auf“, mahnt meine Frau. Mein Ältester nimmt mich an der Hand und führt mich sicher durch den Abend. Als ich ihn hinterher fragte, wie das für ihn gewesen sei, meinte er: „Weisst du, ich bin der Älteste, ich kann das gut.“ (Selber Ältester, möchte ich dieses Gefühl nicht zu oft bei ihm aktivieren…)

Rot

  • Meine Jungs bauen im Eingangsbereich eine wunderschöne Fluglandebahn für das Duplo-Flugzeug. Ich möchte gerne spazieren gehen. Für sie reicht es, nur ich will mehr…
  • Das Geschrei am Tisch schwillt an. Meine Nervosität steigt mit. Irgendwie scheinen diese zwei Dinge einander direkt zu beeinflussen.
  • Manchmal greife ich auch daneben: Die neuen Mathe-Rätsel-Bücher sind angekommen. Voller Freude habe ich die Pakete geöffnet – und war sehr enttäuscht. Solche Dinge mache ich mit meinen Kindern schon lange. Immerhin eines ist zu gebrauchen.

Luther über die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis

Es besteht auch keine Aussicht, dass der Mensch vornehmlich in diesem Teil (seiner Vernunft) sich seinem Wesen nach erkennen könne, bis er sich endlich in der Quelle selbst, welche Gott ist, wahrgenommen haben wird.

Martin Luther, Disputatio de Homine (1536), These 17, zitiert in: Gerald Kruhöfer, Der Mensch – das Bild Gottes. V & R: Göttingen 1999. (57)

Wahrheit und Gewissheit

Truth is agreement between thought and reality and thus expresses a relation between the contents of our consciousness and the object of our knowledge. Certainty, however, is not a relationship but a capacity, a quality, a state of the knowing subject. (…) Certainty exists when the spirit finds complete rest in its object of knowledge.

Herman Bavinck. The Certainty of Faith. Paideia Press: Ontario 1980. (19-20)

Radikalismus, Liberalismus und Konservatismus als nachchristliche Bewegungen

Zylstra beschreibt drei politische Richtungen (Radikalismus/Linke, Liberalismus/Mitte, Konservatismus/Rechte) als nach-christliche Bewegungen:

Radicalism is the most consistent outworking of the post-Christian surge toward autonomy. It entails a clearcut secularization of existing religions and their embodiments in culture and society in order to clear the path for a modernization fully in accord with the demands of unrestricted freedom for human personality. This radicalism was articulated by Rousseau and Marx.

Liberalism also proceeds from the premise of the autonomy of the individual person but is more accommodating in the implementation of that premise, willing to accept a strategy of gradualism in its demands of secularization, modernization, and societal restructuration. John Locke is the founder of this tolerant liberalism.’

Conservatism has likewise abandoned revealed religion as the basis for the social order, and views cultural values as the expression of the autonomous human will. But it differs from radicalism in its emphasis on the known values and institutions of the past over against the unknown values and structures of an uncharted future. Moreover, it differs from liberalism in its stress on the collective good within which the individual has to arrive at self-realization. Conservatism, fearful of chaos and destruction which demands for change may entail, clings to the old order as long as possible, and then willy-nilly adjusts itself to the changes which a liberal regime has achieved in the meantime. But all three ideologies within humanism agree on this, that the public realm is autonomous, secular, and that revealed religion must be confined to the privacy of home and church.

Bernard Zylstra in: Evan H. Runner. The Relation of the Bible to Learning. Paideia Press: Ontario 1982. (Downoad hier)

Animanca und die Frage, wem wir wirklich vertrauen

Migros hat eine neues Konzept der Kundenbindung eingeführt. Kinder und Teenager sind im Focus dieses Spieles bei dem es um das Sammeln von bestimmten Steinen  und spannenden Aktivitäten geht. Die Kampagne «Animanca» soll bei der Migros das «Wort des Jahres 2012 werden». In Animanca steckt das alte Wort «Animus». Es bedeutet Seele, aber auch Gedächtnis, Herz, Entschlossenheit und Mut.

Beat Tanner, Paar- und Familientherapeut, wurde von livenet angefragt, wie Eltern mit diesen an die Kindern und Teenagern gerichtet Kampagne der Migros umgehen könnten. Seine Antwort:

Nun, für mich als Vater oder Mutter ist dies eine gute Gelegenheit mit meinen Kind oder Teenager ins Gespräch zu kommen. Das „stürmen“ der Kinder und Teenager auch mitzumachen kann mich entweder ärgerlich und ungeduldig werden oder als Chance nutzen lassen,  das Evangelium und damit die Beziehungen zu  Jesus Christus in unserer Familie ins Zentrum zu rücken.

Nehmen wir uns als Eltern doch Zeit mit unseren Kindern darüber zu reden, wem oder was wir vertrauen? Woran hängt  unser Herz? An dem Versprechen eines „besonderen“ Steines, also an einem Teil der Schöpfung oder vertrauen wir den Zusagen unseres Schöpfers, der uns gemacht hat und uns auch erlöst hat? Martin Luther (1484 – 1546) schreibt in seinem grossen Katechismus,“ woran du dein Herz hängst und die Vertrauen setzt, dass ist eigentlich dein Gott“. Das fordert uns natürlich auch als Eltern heraus, uns selber zu fragen, worauf wir in dieser Zeit im tiefsten Herzen unser Vertrauen setzen. (…)

Vor allem bei älteren Kinder kann auch die Werbe-und Verkaufsstrategie von Migros thematisiert werden, z. B. dass man an einem bestimmten Tag für über Fr. 60.—einkaufen muss, um überhaupt so wichtige Teile des Spiels zu erhalten. Dass dies schon Richtung Zwang geht und man sich fragen muss, ob es wirklich um die Kinder und das Spiel geht, oder eher um die Umsatzzahlen der Migros.

Wenn wir “nur” ein gutes Leben leben, stehen wir in Gefahr Gott zu lästern

Aus dem Vortrag von Matthias Lohmann “Ein biblisches Verständnis von Evangelium, Bekehrung und Evangelisation” hat mich dieses Wort getroffen:

Lohman führt aus, dass wenn wir als Christen das Gefühl hätten, es reiche bloss ein gutes Leben vorzuleben, dann würden wir in Gefahr stehen, Gott zu lästern. Denn dann würden die Menschen uns um dieses Lebens willen preisen – anstatt den Vater im Himmel, der uns dieses Leben gegeben hat.

Ich empfehle die 40 Minuten anzuhören! Ausserdem:

John Frame online – und eine Empfehlung zur Lektüre seines Metamodells der Ethik

John Frame, amerikanischer reformierter Theologe, hat eine Menge Aufsätze online gestellt. Neulich habe ich mir seine “Doctrine of the Knowledge of God” bestellt – gewiss kein leicht verdaulicher Happen. Die anderen Bände der gleichen Reihe:

Thomas Schirrmacher hat Frames metaethisches Modell “Die drei Seiten jeder Entscheidung” in seinem Buch “Führen in ethischer Verantwortung” in den Kontext von Führungskräften übersetzt; Ron Kubsch hat dasselbe für die Seelsorge gemacht (“Die drei Seiten der Seelsorge: Gebot, Weisheit, Herz”. S. 137-. 170: in: Ron Kubsch (Hg.). Die Wiederentdeckung des. Glaubens in der Seelsorge.) John Frame erklärt dieses Modell kurz in “Perspectives on the Word of God – An Introduction to Christian Ethics”.

Nun genug der Empfehlungen.

Brauchen wir eine Erklärung zur Entstehung der Welt?

Auf Rons Blog wurde eifrig diskutiert über den Zusammenhang von Atheismus/Evolutionstheorie sowie über die Frage, ob eine Erklärung über die Entstehung der Welt notwendig ist.

Position Nein (wir brauchen keine Antwort):

Warum eigentlich? Und wenn ich keine Ahnung hätte, wie die Welt entstanden ist, und keine Idee hätte, wie komplexe Lebewesen sich entwickelt haben, und wenn morgen jemand ein präkambrisches Kaninchen fände, was hätte das denn mit der Frage zu tun, ob ich an irgendwelche Götter glaube?

Position Ja (wir brauchen eine Antwort):

Die Welt muß ja IRGENDWIE entstanden sein. So weit sind wir uns sicher einig. Und wenn sie nicht durch ein höheres Wesen geschaffen ist, muss sie anderweitig entstanden sein. So weit klar.
Über das “anderweitig” hat man doch automatisch wenigstens irgendeine Vermutung. Irgendeine Sicht muß Dir doch MEHR Plausibilität zu haben scheinen als die Sicht, es gebe einen Schöpfer. Auf was basiert diese unterstellte Plaubilitität? Entweder auf Vernunftsgründen, also entweder, Du hast vernünftige Gründe für diese Annahme, oder Du hast keine vernünftigen Gründe. Wenn es vernünftige Gründe sind, muß diese Alternative mehr Erklärungskraft haben als die Sicht, (irgendein, z.B. der Biblische) Gott habe die Welt erschaffen.
Damit diese Sicht aber Erklärungskraft hat, muß man wenigstens ein Modell vorlegen, oder irgendeine Erklärung.
Alternativ könnte es nur sein, dass die Annahme NICHT auf Vernunftgründen basiert. Das heißt es wäre eine irrationale Alternative.
Also, dann hättest Du eine – aus Deiner Sicht unplausible – Sicht abgelehnt, um eine irrationale Alternative anzunehmen. Niemand kann Dich hindern, eine irrationale Sichtweise zu vertreten. Wir haben ja Meinungsfreiheit. Aber dann darfst Du nicht erwarten, dass sie ernstgenommen wird. Das wäre ja unlogisch, und das würdest Du ja nicht behaupten wollen, dass Du “Unlogik” gut findest.