Knechte auf Pferden

Kürzlich habe ich eine Unterhaltung darüber geführt, dass die falschen Leute oben (im Management) sind und dass Ehrlichkeit oft bestraft wird. Da kam mir die Bemerkung Salomos in den Sinn:

Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne sah; es gleicht einem Mißgriff, der von einem Machthaber begangen wurde: Die Torheit wird auf große Höhen gestellt, und Reiche müssen unten sitzen; ich sah Knechte auf Pferden, und Fürsten gingen wie Knechte zu Fuß. (Prediger 10,5-7)

Wo du Unglück und Not leidest, kriech und halte dich zu mir

Aus der einmaligen Auslegung Luthers zum 1. Gebot (Grosser Katechismus):

Darum ist nun die Meinung dieses Gebots, dass es fordert rechten Glauben und Zuversicht des Herzens, welche den rechten einigen Gott treffe und an ihm allein hange. Und will so viel gesagt haben: siehe zu und lasse mich allein deinen Gott sein und suche ja keinen andern; das ist was dir mangelt an Gutem, des versieh dich zu mir und suche es bei mir, und wo du Unglück und Not leidest, kriech und halte dich zu mir. Ich, ich will dir genug geben und aus aller Not helfen, lass nur dein Herz an keinem andern hangen noch ruhen. (…)

Also verstehst du nun leichtlich, was und wie viel dies Gebot fordert, nämlich das ganze Herz des Menschen und alle Zuversicht auf Gott allein und niemand anders. Denn Gott zu haben kannst du wohl abnehmen, dass man ihn nicht mit Fingern ergreifen und fassen noch in Beutel stecken oder in Kasten schließen kann. Das heißt ihn aber gefasst, wenn ihn das Herz ergreift und an ihm hängt. Mit dem Herzen aber an ihm hängen ist nichts anders, denn sich gänzlich auf ihn verlassen. Darum will er uns von allem andern abwenden, das außer ihm ist, und zu sich ziehen, weil er das einzige ewige Gut ist. Als sollte er sagen: Was du zuvor bei den Heiligen gesucht oder auf den Mammon und sonst vertraut hast, des versiehe dich alles zu mir und halte mich für den, der dir helfen und mit allem Guten reichlich überschütten will.

Alle Dinge müssen an der Heiligen Schrift geprüft, ausgerichtet und zugerichtet werden

Die 1559 von französischen Reformierten verfasste Confession de Foi enthält diesen fünften und so zeitlosen Artikel:

Wir glauben, daß das in diesen Büchern enthaltene Wort von Gott ausgegangen ist, von dem allein es seine Vollmacht (Autorität) empfängt, und nicht von Menschen. Und in dem Maß, wie es die Richtschnur aller Wahrheit ist, alles enthaltend, was für den Dienst Gottes und unser Heil notwendig ist, ist es den Menschen nicht erlaubt, ja nicht einmal den Engeln, etwas dazuzutun, abzutrennen oder zu verändern. Daraus folgt, daß

  • weder Alter
  • noch Brauchtum,
  • weder Zahl noch
  • Menschenweisheit,
  • weder Gerichtsurteile
  • noch Bestimmungen
  • noch Erlässe
  • noch Gebote,
  • weder Konzilien
  • noch Erscheinungen
  • noch Wunderzeichen

dieser Heiligen Schrift entgegengehalten werden dürfen; sondern daß im Gegenteil alle Dinge nach ihr geprüft, ausgerichtet und zugerichtet werden müssen.

Amen!

Die Ursünde – ohne dieses Geheimnis sind wir uns selber unbegreiflich

Wenn der Mensch nie wäre verdorben worden, würde er sich in seiner Unschuld der Wahrheit und der Seligkeit zuversichtlich erfreuen; und wenn der Mensch nie anders gewesen wäre als verdorben, hätte er keine Vorstellung weder von der Wahrheit noch von der Seligkeit. Aber so unglücklich wir auch sind – und wir sind unglücklicher, als wenn es gar keine Grösse in unserem Zustand gäbe -, wir haben eine Vorstellung vom Glück und können es nicht erreichen; wir fühlen ein Bild der Wahrheit und besitzen nur die Lüge; wir sind unfähig des absoluten Nicht-Wissens und der sicheren Erkenntnis: So sehr ist es offenbar, dass wir uns auf einer Stufe der Vollkommenheit befunden haben, von der wir unseligerweise herabgestürzt sind! Es ist indessen erstaunlich, dass wir ohne das für unsere Erkenntnis unzulänglichste Geheimnis, das von der Vererbung der Sünde, keinerlei Erkenntnis über uns selbst erlangen sollten! Denn es besteht kein Zweifel, dass nichts unsere Vernunft so sehr beleidigt, wie die Behauptung, die Sünde des ersten Menschen habe die schuldig gemacht, die von jenem Ursprung so weit entfernt sind, dass sie der Teilhabe daran unfähig erscheinen. Dieses Fortwirken der Sünde erscheint uns nicht nur unmöglich, es erscheint uns sogar sehr ungerecht,; denn was widerspricht den Regeln unserer elenden Gerechtigkeit mehr, als die ewige Verdammnis eines der Entscheidung nicht fähigen Kindes um einer Sünde willen, an der es so wenig Teil haben konnte, dass sie sechstausend Jahre vor seiner Geburt begangen wurde? Wahrlich, nichts bereitet uns ein so unerträgliches Ärgernis wie diese Lehre; aber ohne dieses Geheimnis, das unbegreiflichste von allen, sind wir uns selber unbegreiflich.

Blaise Pascal, Pensées, Fragment 434

Esther (5): Verschleierte Identität

Um die ethnische Zugehörigkeit wurde ein Geheimnis gemacht. Mordechai, ihr besorgter Adoptivvater,  verbot Esther ihre Abstammung bekannt zu machen. So wie der Name Gottes in diesem Buch nie genannt wurde, so still bleibt es auch im die Identität Esthers.

Esther aber gab ihr Volk und ihre Herkunft nicht an; denn Mordechai hatte ihr geboten, es nicht zu sagen. (Esther 2,10)

Esther aber hatte weder ihre Herkunft noch ihr Volk angegeben, wie ihr Mordechai geboten hatte. Denn Esther handelte nach der Weisung Mordechais, wie zu der Zeit, als sie noch von ihm erzogen wurde. (Esther 2,20)

War dieses Vorgehen weise? Oder war es kleingläubig? Das ist schwierig zu beurteilen. Klar ist, dass der Moment kam, an dem Esther zu ihrem Glauben stehen musste. So geht es mir zuweilen auch. Ich bleibe lieber inkognito; nur nicht zu offensiv sein. Wenn meine Söhne viel offener sind, beschämt mich das. Und ich ziehe nach.

Ein zu kleines Evangelium

Gleich nochmals Fred Sanders, The Deep Things of God:

A gospel which is only about the moment of conversion but does not extend to every moment of life in Christ is too small. A gospel that gets your sins forgiven but offers no power for transformation is too small. A gospel that isolates one of the benefits of union with Christ and ignores all the others is too small. A gospel that must be measured by your own moral conduct, social conscience, or religious experience is too small. A gospel that rearranges the components of your life but does not put you personally in the presence of God is too small.

Einmal gerettet, immer gerettet

There are Christians whose three cardinal doctrines are

  1. one saved always saved
  2. perfection on earth is impossible
  3. my future sins are already forgiven

These are less of a doctrinal system and mor of a plan for excusing carnality. This kind of Christianity is matched by its evil opposite, which holds three truths to be scripturally evident above all else:

  1. faith without works is dead
  2. nobody goes to heaven without true holiness
  3. we have free will

These are less of a doctrinal system and mor of a declaration of intent to pursue rightousness by works.

Aus: Fred Sanders. The Deep Things of God.