Ein Schauplatz des Geschehens ist eine Psychiatriestation. Diese
roch schwach nach Desinfektionsmitteln, nach dem Zigarettenrauch aus dem Gemeinschaftsraum, den säuerlichen Ausdünstungen von Krankenhausabfall, der der Entsorgung harrte, sowie dem ständigen leichten und unverwechselbaren Urinodeur; man hörte das doppelte Glöckchen des Aufzugs, das stets in der Ferne ertönende Geräusch der Sprechanlage, wenn ein Arzt angepiept wurde, und das schrille Fluchen eines Manischen im rosaroten Deeskalationszimer am vom Gemeinschaftsraum aus gesehen anderen Ende des Stationskorridors. (Seite 100)
Die Grenzen zwischen tödlichem Ernst und teilnahmsloser Darstellung verwischen. Was ist Spiel, was ist Realität? Eine suizidgefährdete Patientin sagt dem Arzt:
‘Ich gehöre nicht zu den Selbsthassern. Typen nach dem Motto ‘Ich bin der letzte Dreck, und ohne eine taube Nuss wie mich wäre die Welt besser dran’, die sich in Wirklichkeit die ganze Zeit vorstellen, was die Leute bei ihrer Beerdigung sagen werden. So ‘ne Typen habe ich in der Psychiatrie schon getroffen. ‘Ich Armer, ich hasse mich, beestraft mich, kommt zu meiner Beerdigung.’ Und dann zeigen sie einem ein 8×10-Hochglanzfoto ihrer toten Katze. Alles Selbstmitleidsscheisse. … Ich wollte mir nicht unbedingt wehtun. Oder mich irgendwie bestrafen. Ich hasse mich nicht. Ich wollte bloss raus. Ich wollte nicht mehr mitspielen. Das ist alles. (Seite 104+105)