Nur zu gerne würden wir wissen, ob Gott an unseren Entscheidungen beteiligt ist und wenn ja, was er entsprechend von uns will und was dann die beste Entscheidung ist.
Gott wird häufig als jemand gesehen, der alles für uns ausgedoktert und für jedes seiner Kinder einen fix-und-fertigen Plan vorbereitet hat. Als würde unser Leben der Bauzeichnung eines Architekten gleichen, der ein Haus entworfen hat, wobei die Handwerker sich nur den Entwurf ansehen müssen, um dann das Haus zu errichten. Die Aufgabe des Gläubigen bestünde entsprechend darin, in grossen und kleinen Dingen Gottes spezifisches Ziel im Hinblick auf das persönliche Leben zu suchen.
Das Problem bei dieser Art von Umgang mit Führung ist mehrschichtig: Zum einen, wenn man davon ausgeht, dass Gott so das individuelle Leben führt, bildet dies häufig eine Quelle für Sorgen und Angespanntheit. Denn man hat immer Angst davor, dass man den Plan Gottes für sein Leben verpassen könnte. Zweitens lähmt es Menschen im Hinblick darauf, Verantwortung zu übernehmen. Zum Dritten führt es häufig zu sehr armseligen Entscheidungen, die nicht auf einer gesunden Abwägung sämtlicher Umstände beruhen, sondern auf einer plötzlichen Eingebung oder einem zufälligen Geschehnis.
Aus: Wim Rietkerk. In dubio – Handbuch für Zweifler. VKW: Bonn 2010.