Der Begriff "Gesetzlichkeit" wird in frommen Kreisen inflationär gebraucht. Was versteht denn das Neue Testament darunter? Die Warnung vor Gesetzlichkeit ist keine Warnung davor, Gottes Gebote im Glauben auszuleben. Gemäss Neuem Testament kann man das Gesetz auf fünf Arten missbrauchen:
1. Das Gesetz halten, um gerecht zu werden und das Heil zu erlangen (Röm 3,21-4,25; Eph 2,9-10)
2. Das alttestamentliche Zeremonialgesetz nach der Kreuzigung anderen aufzuerlegen (z. B. Gal 4,9-11; Kol 2,16-17; vgl. Eph 2,14-16; Hebräerbrief)
3. Zu den Geboten Gottes weitere menschliche Gebote und Traditionen hinzuzufügen (z. B. Mk 7,1-15; Mt 15,1-9)
4. Die wesentlichen Dinge zugunsten geringerer Dinge zu vergessen (z. B. Mt 23,23)
5. Nur auf eine äussere Erfüllung der Gebote Gottes zu achten (z. B. Mk 7,18-23; Mt 15,15-20; Mt 23,27-28)
Aus: Thomas Schirrmacher. Gesetz und Geist. RVB: Hamburg 1999.