Auf der Strasse treffe ich einen Vater an und frage ihn nach seinem Kind. Seine Antwort: Am Morgen gehe er in den Kindergarten, am Nachmittag in die Krippe. Das tue ihm gut – „wegen der Sozialisierung“. Am Anfang habe er Mühe gehabt, doch jetzt gehe es gut.
Immer wieder dasselbe Argument: Das Kind wird dann gesellschaftstauglich, wenn es sich an der Gruppe (Peer) orientiert. Ich stelle dies – trotz des gesellschaftlichen Konsenses – in Frage. Abgesehen davon, dass ich bis heute noch auf keine schlüssige Definition von „Sozialisierung“ gestossen bin, frage ich mich: Über welche Kompetenzen soll das Kind als Erwachsener verfügen? Ein Beispiel: Wer von klein auf (schamorientiert) am Gruppenethos festgehalten hat – wird er als Erwachsener den Mut haben, alleine mit seiner Meinung dazustehen oder sich gegen eine Mehrheit durchzusetzen?
Meine Befürchtung: Wir züchten eine Masse von Jasagern heran, die zudem unsicher gebunden sind. Denn: Es ist nachgewiesen, dass (besonders im Kleinkinderalter) jede Minute Zusammensein mit Mutter und/oder Vater die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes fördert. Je familienähnlicher die Strukturen, desto besser für das Kind. Professionelle Betreuer haben da einfach keinen Stich!
Danke für diesen klaren Beitrag. Er ist sehr ermutigend, vor allem in einer Zeit, in der ich das Gefühl habe, dass ich mit meiner Meinung auf weiter Flur die einzige bin.