Ich zerstöre, also bin ich.

Zerstörung ist eine fundamentale Art, sich zum Herrn zu machen. Man kennt das von Jugendlichen, deren martialisches Outfit das Modebild der grossen Städte prägt. Sie wollen uns Angst einjagen, weil sie es nicht schaffen, respektiert zu werden. Wie alle Ausgeschlossenen benutzen sie Gewalt, um die eigenen Identität zu kommunizieren. Zunehmend auch Gewalt gegen sich selbst: Wenn ein Körper nicht mehr zwischen sich selbst und Fremdem unterscheiden kann, kommt es zu einem Krieg mit sich selbst. Man bekämpft sich mit Drogen, nimmt als Anorektikerin das Nichts zu sich, oder pierct sich doch wenigstens Löcher in den Körper.

Aus: Norbert Bolz. Konsumistisches Manifest. Wilhelm Fink Verlag: München 2002.