Ist der Glaube an Gott rational? Führende reformierte Philosophen antworten mit einem „Ja“ auf diese Frage. Mavrodes bringt dazu einen eindrücklichen Vergleich:
Nehmen wir an, eine Gruppe von Entdeckern gelangt zu einem See und fragt sich: „Kann man dieses Wasser trinken?“ Wenn das Wasser mit kontaminiert ist, lautet die wahre Antwort: „Nein, es ist nicht sicher, ob man dieses Wasser trinken kann.“ Diese Antwort ist wahr, enthält jedoch nicht alle Informationen. Das Wasser könnte getrunken werden, wenn es erhitzt worden wäre.
Wenn die Gruppe aber zu einem klaren Bergbach kommt und dieses Wasser nicht kontaminiert ist, kann es ohne Kochen getrunken werden. Erhitzen macht das Trinken nicht sicherer.
Oder aber die Gruppe gelangt zu einer Lagune, deren Wasser vergiftet ist. Dieses Gift kann nicht durch Kochen entfernt werden.
Manche säkularen und religiösen Philosophen haben angenommen, dass der Glaube wie die Lagune ist. Der Glaube ist irrational. Dies kann nicht geändert werden.
Andere haben gedacht, dass der Glaube eher mit dem See zu vergleichen ist: Unter gewissen Umständen ist der Glaube irrational, doch er kann rational gemacht werden. (Diese Philosophen wussten dann in der Regel auch, wie dies geschehen kann.)
Und eine kleine dritte Gruppe hielt den Glauben für einen klaren Bergbach. Er kann nicht rational gemacht werden, weil er in sich rational ist.
Aus: Georg I. Mavordes. Jerusalem and Athens Rivisited. In: Alvin Plantinga and Nicholas Wolterstorff (Ed.) Faith and Rationality. University of Notre Dame Press: Notre Dame/London: 1991.