Glaubensstärke

Noch nicht gelesen, aber “gluschtig” geworden: Die Abschiedsbriefe von Helmuth James und Freya von Moltke. Die NZZ schreibt:

Bereits im Januar 1944 war Helmuth James von Moltke verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück gesperrt worden, weil er einen Bekannten vor der Gestapo gewarnt hatte. Nach Tegel war er nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verlegt worden. Am 23. Januar 1945 ermordeten ihn die Nazis in Berlin-Plötzensee. Am Anschlag im Juli 1944 war Moltke nicht beteiligt, wohl aber kannte er viele der Verschwörer, ohne jedoch deren zum Teil deutschnationale, reaktionäre Ziele zu teilen. Und er war einer der Köpfe des nach seinem schlesischen Gut Kreisau benannten Kreises, der Pläne für ein freiheitliches, christlich geprägtes Nachkriegsdeutschland schmiedete. Die Gestapo kam den Kreisauern erst nach dem 20. Juli 1944 auf die Spur.

Moltkes 1911 geborene Frau Freya tippte die Protokolle der Treffen in Kreisau; mit ihr, der promovierten Juristin, einer unprätentiösen Bankierstochter aus Köln, teilte der Anwalt Moltke, der bis zu seiner Verhaftung in Berlin als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht in der Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht gearbeitet hatte, alle Geheimnisse und vor allem den Abscheu gegen das nationalsozialistische Regime. Tatsächlich war Moltke, der auf seinen Titel wenig gab, einer von nicht allzu vielen Adligen, die sich dem Regime nicht unterworfen hatten, sondern mit grossem Mut und bewundernswerter Gesinnungsstärke dagegen angingen. In der Haft, die mit der Verurteilung durch den berüchtigten Roland Freisler und der Hinrichtung endete, kam eine Glaubensstärke hinzu, die in dem Satz eines seiner Briefe an Freya gipfelte, er habe «nicht als Protestant, nicht als Grossgrundbesitzer, nicht als Adliger, nicht als Preusse, nicht als Deutscher» vor Gericht gestanden, «sondern als Christ und als gar nichts anderes».