Gedanken zu Psalm 73 (2): Wer hält wen?

Psalm 73 ist voller interessanter Präpositionen:

  • Asaphs Fazit vorab: Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
  • Ich aber wäre fast gestrauchelt…
  • Denn ich ereiferte mich…
  • So sann ich nach, ob ich’s begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende.
  • Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

Asaph kommt in seinem Psalm zu einem entscheidenden „dennoch“: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ (V. 23) Die Antwort auf die Frage, wer wen hält, lautet: Er hält mich, darum halte ich an ihm fest (und nicht umgekehrt).

Das „dennoch“ ist keine Naivität, sondern ein von Gott geführter Prozess. Ich glaube, dass wir in Europa stark an der sogenannten Subjekt-/Objekt-Umkehr leiden. Was heisst das? In der Schule mussten wir jeweils Subjekt und Objekt eines Satzes identifizieren. Beim Subjekt stellten wir die Frage „wer oder was?“, beim direkten Objekt „wen oder was?“.

Heute erfolgt die Auflösung in Bezug auf unsere Beziehung zu Gott so: „Ich“ bin das Subjekt, „Gott“ das Objekt. Das bedeutet aber: Wir haben uns an die Stelle Gottes gesetzt und beurteilen ihn aus unserer Optik. Dies steht im Widerspruch zum zweiten Gebot: Du sollst dir kein Bild von mir machen. In Vers 23 wird die gültige Relation klar dargestellt: „Du (Subjekt) hältst mich (Objekt)“. Nicht wir sind im Driver Seat. Der Mensch plant seinen Weg, doch Gott lenkt seine Schritte (Spr 16,3).