Ich schiebe gleich ein zweites Thema nach: Für wen starb Christus? Für alle Menschen? Oder für diejenigen, denen er den Glauben schenkt? Thomas Schirrmacher fasst dies treffend zusammen:
Wenn man die Frage stellt, für wen Christus am Kreuz starb, antworten viele Christen spontan ‚für alle Menschen‘. Die weitaus meisten Stellen, die angeben, für wen Christus starb oder kam, sprechen jedoch eindeutig von seinem Sterben beziehungsweise Kommen für die ‚Gemeinde‘, für ‚uns‘ usw. (z. B. 2Kor 5,21; Röm 5,8; Röm 8,3.31–33; Gal 1,3–5; Eph 5,25; Mt 1,21; Joh 10,15; 1Joh 4,10; vgl. Eph 1,4; Joh 17,9). Die reformierte (genauer die calvinistische) Theologie geht sogar davon aus, dass an keiner Stelle gesagt wird, dass Jesus für die Welt als Ganzes starb, sondern immer alle Christen angesprochen werden, also der Teil der Menschheit gemeint ist, der tatsächlich gerettet wird. Tatsächlich gibt es neben den zahlreichen Texten, nach denen der Tod Jesu für die Gemeinde geschehen ist – auch wenn dies wie in 2Petr 3,9 oft erst aus dem Zusammenhang deutlich wird – nur wenige Texte im Neuen Testament, in denen überhaupt davon die Rede ist, dass Jesus für ‚alle‘ Menschen oder die ‚Welt‘ (nämlich 1Tim 2,4; Joh 1,29; 3,16; 1Joh 2,2; 2Petr 2,1; 1Tim 4,10) starb, also auch für die, die dann doch verloren gehen. Ich gehe hier eher von einer klassischen Komplementarität aus. Im Sinne des in Ewigkeit vollendeten Heilswerkes starb Christus für die, die tatsächlich in ewiger Gemeinschaft mit Gott leben werden. Im Sinne der Reichweite, Mächtigkeit und des Angebotes, starb er für die ganze Welt.
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