Nehmen wir nochmals den (fiktiven) Dialog aus der ersten Folge zur Hand. Ich stelle den Sprechern die Fragen, die mir durch den Kopf gehen.
- Lange mache ich das nicht mehr mit. Ich schwör’s.
- Wie lange machst du das schon mit?
- Seit wann unterscheidest du zwischen dir und dem Treiben?
- Warum bist du dabei?
- Wie lange wirst du es noch mitmachen?
- Was müsste passieren, damit du deine Entscheidung sofort umsetzt?
- Immer das gleiche. Da reisst du dich sonntags aus dem Nest, kommst pünktlich an, setzt dich in den vollen Raum, und gleich zieht sich dir der Magen zusammen.
- Auf was führst du diese körperliche Reaktion zurück?
- In welchen anderen Situationen zieht es dir auch den Magen zusammen?
- Was zeigt dir das Magen-Zusammenziehen an?
- Welche anderen Interpretationsmuster gäbe es?
- Weshalb musst du dich sonntags aus dem Nest reissen?
- Genau. Der Lobpreis ist einfach nicht mein Stil. (Ein zweites Paar gesellt sich dazu, etwa fünf Jahre jünger geschätzt, urbaner Style, wahrscheinlich trifft man die vier abends im Palais oder im Kino an) Na ja, wenn es nur die Musik wäre. Die machen Gitarrenrock wie in den Achtzigern. Da wird alles runtergebrettert. Das könnte man ja noch ertragen. Aber dann: Das lange obligate Einstiegsgebet. Wenn ich mir dessen Gott vorstelle, so kommt mir halt doch der Polizist mit der Leuchtkelle und der Trillerpfeife in den Sinn. Nur erschrecke ich etwas mehr, wenn die Pfeife unerwartet ertönt.
- Was ist dein Musikstil?
- Welche Gefühle verbindest du mit einem guten Stil?
- Was meinst du mit „runterbrettern“?
- Weshalb bist du in diesem Punkt achtsam? In welchen anderen Punkten bist du achtlos?
- Was ist für dich ein langes Gebet?
- Welche Vergleichspunkte zwischen Gott und dem Polizisten meinst du genau?
- Was sind die Eckdaten deines Gottesbildes?
- An welchen Bibeltexten machst du diese Merkmale fest?
- Dann die ersten Ansagen. Kleingruppe, Tanzen für die Pensionäre, Töpfern für die praktisch Begabten und natürlich der neuste Stand zum Zweitgebäude. Leider hat der Herr die letzten 300‘000 noch nicht schneien lassen.
- Was geht dir in diesen Momenten durch den Kopf?
- Zu welcher Zielgruppe zählst du dich?
- Was vermisst du?
- Wie verwaltest du dein Geld?
- Für was gibst du besonders viel Geld aus?
- Und dann kommt die Predigt: Geschlagene 45 Minuten Eintopf. Gott ist gut, er vergibt, er umgibt dich, er versorgt dich. Aber pass auf, die nächste Prüfung wartet bestimmt nach der nächsten Kurve. So ganz ohne bekommst du dein Himmels-Ticket nicht. Das ständige „aber“, die versteckten Hinweise auf Fallen. Diese negative Schelte. Das verdirbt mir gleich die Weekend-Laune.
- Wenn du die 45 Minuten wöchentliche Predigt mit 14 Stunden Fernsehen pro Woche vergleichst: Was kommt dir in den Sinn?
- Was meinst du mit Eintopf?
- Was bringt Abwechslung? Welche Reize sind dir wichtig?
- Klar, wenn es nur die Rhetorik wäre, könnte ich ja noch mitmachen. Doch ich verschliesse mich innerlich. Vom ersten Wort des Gebets bis zum Amen nach der Predigt: Nur Sauerkraut und Salzkartoffeln.
- In welchen Momenten verschliesst du dich auch noch innerlich?
- Wann hast du dich schon mal bei Sauerkraut und Salzkartoffeln geöffnet? Was war der Auslöser? Was waren die Konsequenzen?
- Was sagst du zu meiner Assoziation „Verweigerung“?
- Da gehst du hinterher raus und denkst: Warum bist du bloss gekommen? Das passt einfach nicht mehr. Wo ist da der Geist? Die reden vom Bauvorhaben wie im Baudepartement, Bürokratenkammer 27. Die lesen aus der Bibel, als ob mein Gott den ganzen Tag verstimmt wäre über seine unfolgsamen Kinder.
- Was passt? Umreisse mir deinen optimalen Sonntagmorgen.
- An welchen Merkmalen machst du das Wirken des Geistes fest?
- Was verbindest du mit Bürokratie?
- Was sagst du über den zornigen Gott – was immerhin 500-mal in der Bibel erwähnt wird?
- Was meinst du zur Sünde?
- Wie definierst du Heiligung?
- Was verbindest du mit dem Begriff Gnade?
- Wir müssen uns was anderes suchen. Was machen wir uns länger den Stress? Gute Gemeinschaft kann ich übrigens auch ausserhalb der Kirche haben. Ein gutes Gespräch gibt’s nicht nur in der Kleingruppe – gut, vielleicht noch eher in der Kleingruppe als beim freundlichen Nicken nach dem Gottesdienst.
- Wann bist du das letzte Mal ermutigt worden? Wodurch? Von wem?
- Wann bist du das letzte Mal ermahnt worden? Was hast du daraus gemacht?
- Da muss einfach mehr drinliegen. Unser Gott ist ein Gott der Liebe. Er schenkt Freiheit, Weite. Er baut auf.
- Was liegt im anderen Fall drin?
- Und erneut die Frage: Was meinst du mit Liebe, Freiheit und Weite?
- Wie gehst du mit den Bibelpassagen um, in denen Gott abreisst?