Erwachsene Homeschooler

Ron hat auf einen faz-Artikel einer “integrierten” erwachsenen Homeschoolerin hingewiesen. Ich habe ähnliches erlebt: Erwachsene Homeschooler, deren Vorgesetzte erzählen, sie hätten noch nie vergleichbar selbständige Personen erlebt.

„Das Einzige, was ich am Homeschooling nicht gut fand, war, dass wir uns verstecken mussten“, sagt Katharina. Ansonsten habe der Unterricht zu Hause nur Vorteile. Sie habe sich selbstbestimmt Wissen aneignen können und früh gelernt, ein eigenes Zeitmanagement zu entwickeln. Am Tag habe sie durchschnittlich nur etwa vier Stunden gelernt, dafür aber sehr intensiv. „In der Schule verplempert man ja auch viel Zeit, und dann noch die Fahrtzeiten!“ Der Vater, ein ehemaliger Mathe- und Physiklehrer, der heute im Vertrieb einer Firma für Messtechnik arbeitet, lehrte die Kinder nach Feierabend Mathematik, Physik und Chemie. Die Mutter, eine studierte Betriebswirtin, Tochter eines Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters, war nicht berufstätig und unterrichtete alles andere. Lehrmittel waren meist alte Schulbücher, die sie gebraucht kauften oder geschenkt bekamen, aber auch neue Fachliteratur und Computerprogramme. An den Lehrplan hätten sich Mutter und Vater nur in den Hauptfächern gehalten. Beide Eltern waren selbst keine Hausschüler, denn in Deutschland ist die Homeschooling-Bewegung noch recht jung.

In ihrer reichlich vorhandenen Freizeit (die Vormittage musste sie im Haus verbringen, denn selbst die Nachbarn wussten nichts von dem Hausunterricht) spielte Katharina Klavier und Geige, las und kochte oder backte Kuchen. Nach der achten Klasse wollte sie wieder zur Schule gehen, „um mich zu vergleichen und den Realschulabschluss zu machen“. Sie wurde in eine Gesamtschule aufgenommen, ohne dass ihre Eltern von den Lehrern angezeigt worden wären. „Die gingen einfach zur Tagesordnung über, ich wurde nicht einmal getestet, sondern wäre im Zweifelsfall zurückgestuft worden“, erinnert sie sich. „Bloß als dann ein Jahr später mein älterer Bruder auch noch aufgenommen werden wollte, fragte der Direktor meine Mutter, wie viele Kinder denn jetzt noch aus dem Nichts auftauchen.“

„Der Englischlehrer konnte mir nichts beibringen. Meine Eltern hatten sehr viel amerikanischen Besuch, mit dem ich viel geredet habe.“ In Latein habe sie in der ersten Arbeit eine Sechs geschrieben, dann lernte sie und schrieb in der zweiten eine Drei. „Ich habe mir schon früh angeeignet, aus Büchern zu lernen, das ist wahnsinnig effektiv.“ So habe sie ihr Studium in nur fünf Semestern absolviert, und ihr jetziger Chef habe ihr einmal gesagt, er habe noch nie jemanden kennengelernt, der „so eigenverantwortlich und systematisch seine Arbeit organisiert“.