Ich habe keine Zeit, um Spass zu haben

Vor einigen Monaten hat die deutsche Übersetzung des Buches „Battle Hymn of a Tiger Mother“ der asiatischstämmigen Yale-Professorin Amy Chua für viel Diskussion und Polemik gesorgt. Die Immigrantentochter erklärte darin die westliche Erziehungsmethode für gescheitert. Die faz schrieb:

Wenn amerikanische Mummys jubeln, weil ihre Sprösslinge dreißig Minuten Klavier üben, so ist bei der chinesischen Mutter die erste Stunde der leichte Teil. Hart wird es in der zweiten und dritten Stunde, die täglich geübt werden. Klappt es trotzdem nicht, beschimpft die Mutter ihre Kleinen schon einmal als „Müll“ und verbietet ihnen, etwas zu trinken oder auf die Toilette zu gehen. Und es geht noch schlimmer: „Ich zähle jetzt bis drei, dann erwarte ich Musikalität. Wenn das beim nächsten Mal nicht PERFEKT ist, NEHME ICH DIR SÄMTLICHE STOFFTIERE WEG UND VERBRENNE SIE.“

Etwas macht eben erst Freude, wenn man es richtig beherrscht. Und deshalb muss man üben, vor allem am Anfang, woran die meisten westlichen Eltern, so Chua, scheiterten. „Ich bin Chinesin, ich habe keine Zeit, Spaß zu haben“, erklärt eine Chua-Tocher einmal einem verdutzten Schulfreund. Das konfuzianische Erbe, wonach alle Kinder gleich zur Welt kommen und erst durch Bildung sich die Unterschiede herausbilden, ist der Antrieb für die große Wissbegierde der Asiaten. Während andere Minderheiten in Amerika noch für Quoten an den Universitäten kämpfen, haben die Chinesen die Eliteuniversitäten längst überrollt.

Ihre ausländischen Freunde erkannten sich oft genug im Buch wieder, Amy Chuas amerikanische Freunde hingegen reagierten schockiert. Dabei hat die Autorin, indem sie sich entblößt und der Gefahr ausgesetzt hat, kritisiert zu werden, etwas zutiefst Westliches, ja Amerikanisches getan: Eine Chinesin käme wohl nicht auf die Idee, ihr Innerstes auf diese Weise zu offenbaren. Ihre Mutter hatte gewarnt: Schreib es nicht, doch Amy Chua gehorchte nicht.

Die NZZ vom 22.6.11 (Printausgabe) berichtet von den Forschungsergebnissen der Ökonomin Valerie Ramey, in deren Umfrage die Leute ihr Zeitbudget für verschiedene Tätigkeiten notieren mussten. Gegenüber den weissen Highschool-Schülern mit 5,5 Stunden machten die asiatisch-stämmigen 13 Stunden Hausaufgaben. Im Gegenzug verzichten letztere auf Sport, treffen weniger Freunde und haben weniger Zeit für Ferienjobs. An der Uni lernen die asiatischstämmigen 15 Stunden, weisse kommen auf gut 10 Stunden. Die Eltern verbringen aber nicht mehr Zeit mit dem Nachwuchs. Der Kommentar der NZZ:

Mildere Varianten der ‘asiatischen’ Erziehung scheinen den Kindern nicht zu schaden. So leiden asiatische Studierende nicht öfter an psychischem Stress als ihre Kommilitonen.

Hier zu zwei Impulse aus der Sicht biblischer Weltanschauung:

  • Es gibt zwei Übertreibungen: Eine Überbetonung der Form und eine Überbetonung der Freiheit. Darüber werde ich nächstens einen Aufsatz veröffentlichen.
  • Faulheit ist tatsächlich ein Übel. Hier geht es zu einer guten Predigt über die Folgen der Faulheit.