Ohne das unsichtbare Reich bricht auch das sichtbare auseinander

Wenn also die Gläubigen das sterbliche Leben erwägen, dann soll dies ihr Blickpunkt sein: Sobald sie erkennen, dass es ein einziges Elend ist, sollen sie sich mit desto grösserer Freude und Bereitschaft ganz dem Trachten nach jenem kommenden ewigen Leben widmen. Kommt es einmal zu diesem Vergleich, dann kann man das irdische Leben nicht nur getrost auf sich beruhen lassen, sondern soll ees, gemessen an dem zukünfitgen, sogar verachten und verschmähen. Denn wenn der Himmel unsere Heimat ist, was ist dann die Erde anders als ein Exil? Wenn das Auswandern aus dieser Welt der Eingang ins Leben ist, was ist die Welt dann anders als ein Grab? (Johannes Calvin, Institutio, III,9,4)

Christian Link sieht in dieser Blickrichtung “den dominanten Pol der calvinistischen Ethik”. Sie ist Optik für Calvins aktive Weltgestaltung.

Ohne den Himmel bietet uns die Erde keine Heimat; ohne das unsichtbare Reich bricht auch das sichtbare auseinander.

Christian Link. Erwählung und Prädestination. Neukirchener Verlag: Neukirchen-Vluyn 2009. (264)