Esther (2): Den Tanz verweigert.

Mitten im Festakt wird die Königin aufgeboten. Es wird betont, dass sie schön anzuschauen war (im hebräischen Text ist mir dies noch mehr aufgefallen). Der König, gut gelaunt nach reichlich Speis und Trank möchte ihre Schönheit zeigen. Es hört sich wie ein Höhepunkt einer prunkvollen Feier an. Ob sie nackt auftreten musste, wie dies Ausleger vermuten, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls weigert sich Vasti, die Königin, vor den betrunkenen Mächtigen des Reiches zur Schau gestellt zu werden. (Für uns Westler ist dies sehr nachvollziehbar;  ich bin mir aber nicht sicher, ob dies im 5. Jahrhundert vor Christus auch so war.) Der König ergrimmt. Jetzt stiehlt ihm seine eigene Frau die Show. Die Mächtigen beraten über Sanktionen. Ein Ratgeber gibt zu bedenken:

Das Verhalten der Königin wird allen Frauen bekannt werden, so daß ihre Männer in ihren Augen verächtlich werden, da es heißen wird: Der König Ahasveros befahl, daß die Königin Vasti vor ihn kommen sollte, aber sie kam nicht! Das werden die Fürstinnen der Perser und Meder heute schon allen Fürsten des Königs erzählen, wenn sie von dem Verhalten der Königin hören, und daraus wird schon genug Verachtung und Verdruß entstehen! (Esther 1,17+18)

 Unabhängig davon, dass der Aufruf des Königs moralisch fragwürdig war, steckt eine Weisheit in dieser Feststellung. Was Vor-Bilder tun, spricht sich herum. Verhalten wird nachgeahmt. Bin ich mir das bewusst – als Vater, als Ehemann, als Arbeitnehmer?