Irgendwo hat sich in unserem Hinterkopf der Gedanke eingenistet, dass wir in einer ständigen Aufwärtsbewegung Richtung Himmel ziehen. Die jugendlichen Begierden, die mittelalterlichen Tiefs würden wir hinter uns lassen und als weise, erfahrene Weltenbürger am Himmelstor anklopfen. Das widerspricht nicht nur dem, was ich erlebe, sondern auch dem, was ich in der Bibel lese. Mit meiner Familie habe ich in den letzten Wochen die Geschichte von Salomo (nachzulesen in 1. Könige 1-11) durchgearbeitet. Dabei ist uns aufgefallen, dass Gott Salomo an zwei Wendepunkten seines Lebens begegnet ist: Am Anfang seiner Herrschaft, als Salomo die ungeheure Verantwortung und Last des Regierens empfand, und demütig um Weisheit bat.
Ein zweites Mal begegnete ihm Gott nach der zwanzigjährigen gigantischen Bautätigkeit des Tempels und seines eigenen Hauses (1. Könige 9).
Und es geschah, als Salomo das Haus des HERRN und das Haus des Königs vollendet hatte und alles, was er zu machen begehrte und wozu er Lust hatte, da erschien ihm der HERR zum zweitenmal, wie er ihm in Gibeon erschienen war. Und der HERR sprach zu ihm: “Ich habe dein Gebet und dein Flehen erhört, das du vor mir gebetet hast. Ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dort wohnen zu lassen ewiglich; und meine Augen und mein Herz sollen allezeit dort sein.
Und was dich betrifft, wenn du vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, mit lauterem Herzen und aufrichtig, und du alles tust, was ich dir geboten habe, und meine Satzungen und meine Rechte befolgst, so will ich den Thron deines Königtums über Israel auf ewig befestigen, wie ich es deinem Vater David versprochen habe, indem ich sagte: Es soll dir nicht fehlen an einem Mann auf dem Thron Israels!
Wenn ihr euch aber von mir abwendet, ihr und eure Söhne, und meine Gebote und meine Satzungen, die ich euch vorgelegt habe, nicht befolgt, sondern hingeht und anderen Göttern dient und sie anbetet, so werde ich Israel ausrotten aus dem Land, das ich ihnen gegeben habe; und das Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, werde ich von meinem Angesicht verwerfen, und Israel soll zum Sprichwort und zum Spott werden unter allen Völkern! (1. Könige 9,1-7)
Beide Male erinnerte er ihn ausdrücklich an die Bundesverpflichtung seiner Dynastie, die sein Vater David eingegangen war: Wenn er in den Ordnungen Gottes leben würde, dann würde seine Herrschaft und die seiner Nachkommen Bestand haben – sonst nicht. Und was passierte?
Als Salomo alt geworden war, nachdem er jahrzehntelang in den Ordnungen Gottes gelebt hatte, nach einmaligen Höhen und Gipfeln (Tempelbau, über 1000 Lieder, über 3000 Sprüche, Reichtum, Berühmtheit), beendete er sein Leben mit – Ungehorsam. Durch seine zahlreich eingegangenen Ehen zwecks Sicherung der Reichsgrenzen und Ausdehnung seines Einflusses kam er vom Weg ab. Seine Frauen neigten sein Herz (so steht es im Hebräischen wörtlich) weg von dem, dem er alles (man lese etwa die Story, wie er an die Macht kam!), verdankte.
Das führt mich zum Schluss: Gut zu beginnen heisst nicht gut zu enden. Das Alter schützt vor Torheit nicht. Und wir sind täglich auf seine Gnade angewiesen, um nicht vom Weg abzukommen. Manchmal ängstigt mich dieser Gedanke. Und ich flehe zu meinem Gott: Halte mich nahe bei dir!