Andere Menschen zu motivieren, ist hirntechnischer Unsinn

Gleich noch ein zweites Interview mit dem Neurobiologen Gerald Hüther. Dieses Mal geht es um die Erwachsenenbildung:

Was die meisten Führungskräfte, Ausbilder, Lehrer und Erzieher ständig versuchen, nämlich andere Menschen zu motivieren, ist hirntechnischer Unsinn. Dieses Vorgehen führt nicht in die Selbstverantwortung und Selbstgestaltung, sondern erzeugt bestenfalls Dressur- und Abrichtungsleistungen, also erzwungene Anpassungen an die Wünsche oder Anordnungen des jeweiligen Dompteurs. Wer also andere zu motivieren versucht, will sie genau genommen nach seinen Vorstellungen bilden, erziehen, einsetzen. Das hat mit Ermutigung und Inspiration zu eigener Potenzialentfaltung nichts zu tun.

Das würde auch einen Paradigmawechsel für die Ausbildung an Universitäten bedeuten:

Statt die Studenten mit Sachwissen vollzustopfen, sie zu unterrichten und abzufragen, sie Bücher auswendig lernen zu lassen, müsste man ihnen Gelegenheiten bieten, sie einladen, ihnen Mut machen, sie inspirieren, möglichst viele und möglichst unterschiedliche Erfahrungen zu machen, vor allem die, dass es Freude macht, sich Wissen anzueignen und die Welt zu gestalten. Statt auf Prüfungen und Abschlüsse müssten Universitäten ihre Studenten auf das Leben vorbereiten.

Dieses Grundverständnis versuche ich als Vater bei meinen Söhnen umzusetzen. Es hat uns mit bewogen, das Bildungsmanagement unserer Kinder selber in die Hand zu nehmen.