„Ich habe noch niemanden getötet.“ Damit könnten wir für uns das siebte Gebot abhaken und zur Tagesordnung übergehen. Jesus korrigiert im Neuen Testament die zu seiner Zeit gebräuchliche Auslegung des siebten Gebots:
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (2.Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig. (Matthäus 5,21+22)
Es gibt eine Linie, die in Gedanken beginnt (seinem Bruder zürnen), sich in Worten fortsetzt (du Nichtsnutz) und in der Tat ihre Vollendung findet (töten). Jesus stellt dieser „Kette“ eine andere gegenüber – die der Versöhnung:
Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe. Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast. (Matthäus 5,23-26)