Wir sind Meister der Selbstrechtfertigung

Beim Lesen des Propheten Maleachi ist mir ein Refrain-artiges Muster aufgefallen:

  1. Gott konfrontiert sein Volk mit einer Sünde.
  2. Das Volk behauptet seine Unschuld oder zumindest seine Unwissenheit.
  3. Gott antwortet auf rhetorische Frage
»Ich habe euch geliebt«, spricht der Herr. »Doch ihr entgegnet: `Inwiefern hast du uns geliebt?´« (1,2)
»Ein Sohn ehrt seinen Vater und ein Diener achtet seinen Herrn. Ich bin euer Vater und ich bin euer Herr, doch wo ist eure Achtung? Stattdessen verachtet ihr mich! Doch ihr fragt: `Inwiefern verachten wir dich?’ (1,6)
Indem ihr unreines Brot auf meinem Altar opfert. Und ihr fragt: `Wodurch machen wir dich unrein?´ (1,7)
Und noch etwas werfe ich euch vor: Ihr bedeckt den Altar des Herrn mit Tränen. Ihr weint und jammert, weil er von euren Opfern nichts wissen will und sie aus eurer Hand nicht wohlwollend annimmt. Ihr fragt: »Warum?« (2,13+14)
Ihr werdet dem Herrn lästig mit euren Worten. Ihr fragt: »Inwiefern werden wir ihm lästig?« (2,17)
Wie eure Väter habt ihr meine Gebote nicht gehalten und ihnen nicht gehorcht. Kehrt um zu mir, dann werde ich mich auch euch zuwenden«, spricht der allmächtige Herr. »Doch ihr fragt: `Warum sollen wir umkehren?´ (3,7)
Ihr habt mich betrogen! Und dann fragt ihr noch: `Womit sollen wir dich betrogen haben?´ (3,8)
»Ihr habt mich mit euren Worten beleidigt«, spricht der Herr. »Doch ihr fragt: `Was haben wir denn gegen dich gesagt?´(3,13)
Ich beobachte es nicht nur bei meinen Kindern, ich nehme es gleicherweise bei mir selbst und anderen Erwachsenen wahr. Die erste reflexartige Reaktion ist – Selbstrechtfertigung. Und wenn sie in eine augenscheinlich unschuldige Frage verpackt ist.