Wenn wir davon ausgehen, dass die Bibel Gottes Selbstoffenbarung ist, dann haben wir bei ethischen Fragen vorrangig sie zu befragen. Welche normativen Aussagen finden wir darin? Ich glaube, dass die Sexualethik eines der Themen ist, die in unserer konsumorientierten, vergnügungssüchtigen Welt stark unter Beschuss ist. Ein unter Evangelikalen beliebtes Thema ist der “Sex vor der Ehe”. Die Standardantwort: “Es gibt keine Schwarz-Weiss-Stellen dazu.” Stimmt das?
Ein Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage ist der Gebrauch des Wortes “Unzucht” (sowie der verwandten Worte “Ausschweifung” und “Unreinheit”). Es gilt, die Wortfelder dieser Begriffe abzustecken:
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Paulus befürchtet diese Sünden bei seinem nächsten Korinth-Besuch anzutreffen: …daß ich Grund haben werde, traurig zu sein über viele, die schon früher Sünder waren und sich trotz ihrer Unreinheit, Unzucht und Ausschweifung noch nicht zur Umkehr entschlossen haben. (2Kor 12,21)
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Er bezeichnet sie als Werke des Fleisches. Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben… (Gal 5,19)
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Die Epheser sollten nicht einmal über diese Dinge reden. Von Unzucht aber und Schamlosigkeit (Unreinheit) jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein. (Eph 5,3)
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Es ist Gottes moralischer Wille sich von der Unzucht zu enthalten. Das ist es, was Gott will: eure Heiligung. Das bedeutet, daß ihr die Unzucht meidet, (1Thess 4,3)
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Der Ausnahmegrund bei Scheidung ist Unzucht. Ich sage euch aber, daß, wer immer seine Frau entläßt, außer wegen Hurerei, und eine andere heiratet, Ehebruch begeht… (Mt 19,9)
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Unzucht in der Korinth-Gemeinde: Jemand lebt mit der Frau seines Vaters. Übrigens hört man von Unzucht unter euch, und zwar von Unzucht, wie sie nicht einmal unter den Heiden vorkommt, daß nämlich einer mit der Frau seines Vaters lebt. (1Kor 5,1)
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Die Korinther gingen ins Bordell und begingen damit Unzucht. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. (1Kor 6,18)
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Unzucht kommt aus unserem Inneren. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, (Mk 7,21)
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Eine Ehe schützt vor Unzucht. Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben, und jede soll ihren Mann haben. (1Kor 7,2)
Unzucht lässt sich nicht auf Ehebruch eingrenzen. Das Wort hat eine breitere Bedeutung. Ich denke, dass es korrekt ist sie so zu beschreiben: Jede sexuelle Aktivität ausserhalb der Ehe.
Gottes Ordnungen nicht zu beachten hat immer Folgen:
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Aus eigener Beobachtung stelle ich fest, dass die Unverbindlichkeit ansteigt, wenn Sexualität ausserhalb der Ehe gelebt wird. Wer in einer eheähnlichen Gemeinschaft lebt ist eher bereit, sie aufzulösen, wenn er/sie nicht verheiratet ist.
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Das Zusammenleben vor der Heirat erhöht die Scheidungswahrscheinlichkeit, das ist nachgewiesen.
Ein Kommentator hat mich auf die Wichtigkeit von 1Kor 7,2 hingewiesen: “1. Kor 7,2 betont, dass es etwas gibt, das ausserhalb der Ehe Unzucht ist, aber in der Ehe legitim ist. Und in Vers 9 wird dann deutlich, dass man sich von diesem “etwas” ausserhalb der Ehe enthalten soll (aber man es dabei mit einer sehr starken Begierde) zu tun hat … diese aber wiederum in der Ehe ausgelebt werden kann.”