Da musste ich schmunzeln. Die NZZ berichtet über einen kleinen Hype bei den Familien mit drei Kindern in der Stadt Zürich.
Seit 2004 verzeichnet die Stadt Zürich kontinuierlich wachsende Geburtenüberschüsse. Im Jahr 2011 kamen an der Limmat 4760 Kinder zur Welt. Das sind so viele wie seit 1968 nicht mehr, als die Stadt weit über 400 000 Einwohner hatte. 4274 Kinder lebten letztes Jahr in einer Familie mit drei Kindern. Zehn Jahre zuvor waren es 359 weniger gewesen.
Dies wird auf die attraktiven Rahmenbedinungen der Stadt zurückgeführt:
Der Stadtzürcher Sozialvorsteher Martin Waser, in dessen Zuständigkeit die Kinderkrippen fallen, freut sich über die steigenden Geburtenzahlen. «Die Skepsis gegenüber der Stadt, wie wir sie vor einem Jahrzehnt noch kannten, ist am Schwinden. Heute gilt Zürich als attraktiv für Familien.» Jedes Jahr wachse die Zahl der in Kindertagesstätten betreuten Vorschulkinder um rund 400. Die heutige Generation der 30-jährigen Frauen sei sich bewusst, dass sie nicht mehr den Beruf an den Nagel hängen müsse, um Kinder zu haben.
Der Generationen-Experte Höpflinger sieht gar einen Wertewandel:
Für François Höpflinger, Soziologieprofessor an der Universität Zürich, steht die wachsende Begeisterung für eigenen Nachwuchs im Zusammenhang mit einer in der ganzen westlichen Welt beobachteten Hinwendung zu traditionellen Werten. Stärkeres Interesse an den Religionen, weisse Hochzeiten, Begeisterung für Schwingfeste und die Tatsache, dass junge Schweizerinnen und Schweizer der EU gegenüber skeptischer eingestellt seien als ihre Eltern, nennt er als Beispiele für den Aufschwung konservativer Strömungen.
Die Individualisierungswelle der siebziger und achtziger Jahre hingegen ist laut Höpflinger am Abklingen. Heute setze man wieder stärker auf soziale Verbände wie Nachbarschaften, Genossenschaften oder auch Familien, während das Single-Dasein vom Leitbild zum Leidbild geworden sei, auch in den Medien. Stehen Individualismus und Selbstverwirklichung auf der Werteskala nicht mehr so hoch im Kurs wie auch schon, fällt der emotionale Gewinn, den das Zusammenleben mit Kindern bringt, wieder stärker ins Gewicht.