Christen, kümmert euch mehr um Familie und Erziehung

Wilhelm Faix, Mitverfasser des Erziehungsaufrufs, stellt den Wandel vom “Haus” zur Kleinfamilie fest:

Erziehung kann, wie bereits im AT und NT aufgezeigt, nur als integrierender Bestandteil einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gelingen, wobei das Aufwachsen der Kinder in gesellschaftliches Leben eingebettet sein muss. Unsere „modern-postmoderne“ Wirklichkeit führt uns jedoch vor Augen, dass sich die heutige Familie zunehmend in einer Isolationssphäre außerhalb des gesamtgesellschaftlichen Horizonts befindet. Dessen ungeachtet sollen die Eltern eine Erziehungsleistung erbringen, die sie als Kleinfamilie kaum zu leisten vermögen. Diesen offensichtlichen Zwiespalt spüren nicht wenige Väter und Mütter, haben aber nicht die notwendigen Ressourcen ihn aufzulösen. Stattdessen wird diese zum Teil prekäre Lage heutiger Familien vor allem von Politik und Wirtschaft „ausgenutzt“ (ob bewusst oder unbewusst sei dahingestellt), die seit Jahren die Erziehung unserer Kinder immer mehr von der Familie abkoppeln und auf außerfamiliäre Institutionen übertragen (Stichwort: Fremdbetreuung). Es reicht unserer Meinung nach nicht aus, wenn aus christlicher Sicht – selbstverständlich berechtigterweise – gefordert wird, dass Erziehung eine primäre Aufgabe der Eltern ist (siehe Grundgesetz), gleichzeitig jedoch die Kleinfamilie mit dieser Forderung allein gelassen wird.

Die Weiterentwicklung einer christlichen Pädagogik wurde leider in den letzten Generationen vernachlässigt:

Jahrhunderte hindurch wurde von der Christenheit der Erziehungsauftrag wahrgenommen. Zum Abbruch einer eigenen christlichen Pädagogik kam es erst etwa an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seit dieser Zeit verlagerte sich christliche Pädagogik zusehends auf Religionspädagogik. Familienpädagogik wurde in Folge nicht nur vernachlässigt, sondern überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Als Konsequenz dieser Entwicklung zeigt sich heute, dass es an einer Geschichte der christlichen Erziehung mangelt, die einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess des Erziehungsauftrags der Gemeinde Jesu verfolgt und sich gleichwohl den gesellschaftlichen Anforderungen anpasst, soweit dies einem Christenmenschen in Verantwortung vor Gott notwendig erscheint.