Geschichte der Verstaatlichung der Bildung

Die geringe Jahresbesoldung und die langen Ferien helfen einander, den Lehrer seinem Berufe zu entfremden. Da die jungen Lehrer ein volles Halbjahr freie Zeit haben, werden viele liederlich, ergeben sich (!) dem Wirthshausbesuch und dem Kartenspiel, die anderen werfen sich aufs Studiren und werden Sekundarlehrer etc.; die meisten werfen sich auf eine Nebenbeschäftigung: Viehzucht, Gemeindeschreiberei etc., um ihre Einnahmen zu vermehren. Gelingt dies, so wird häufig der Nebenerwerb zur Hauptsache und die Schule wird zur Nebensache. So werden die langen Ferien nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer verderblich.

Dies ist ein Auszug aus einem 1889 der bernischen Regierung vorgelegten Bericht, der das Schulwesen des Kantons einer kritischen Analyse unterzieht und Reformmaßnahmen vorschlägt. Der Professor für Historische Pädagogik, Jürgen Oelkers, hat anhand vieler Beispiele "Die allmähliche Verstaatlichung der Bildung" im 19. Jahrhundert beschrieben (Skript, S. 203-229).