Die NZZ hat ausführlich zum Lernen ohne Schule in der Schweiz berichtet.
Die Journalistin schreibt im Kommentar “Freiheit bildet”:
Obwohl rund 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Volksschule nach neun Jahren als «Risikoschüler» verlassen, also als Schüler, welche die minimalen Lehrziele nicht erreicht und deshalb schlechte Aussichten auf berufliche Integration haben, wird der Nimbus einer untadeligen Volksschule praktisch nicht hinterfragt. Nicht von den Stimmbürgern, aber auch nicht von vielen Richtern und Behörden.
Volker Ladenthin, Erziehungswissenschaftler aus Bonn, meint im Interview der NZZ:
Wie viel Bildungsfreiheit kann eine Gesellschaft, die sich laufend zentralisiert und standardisiert – Stichwort «Bologna» – überhaupt vertragen?
Wenn ich unsere Gesellschaftsordnung richtig verstehe, dann ist derjenige erfolgreich, der etwas Bedeutsames kann, das andere nicht können. Warum wurden Schweizer Schokoladen so begehrt: Weil sie mit Rodolphe Lindts Conchiermaschine zartschmelzender wurden als die damalige Einheitsware. Warum wurde Swatch so ein gigantischer Markterfolg? Weil diese Uhren für zwischendurch anders waren als alles andere. Die Vielfalt der Köpfe ist ein aufklärerisches Denkmodell – und die Geschichtsbücher zeigen, wie erfolgreich es gegenüber allen erstarrten und kollektivistischen Systemen ist. Nennen Sie bitte eine Erfindung aus einem kollektivistischen Staat, die irgendwie erfolgreich wäre! Das Auto, das Handy mit persönlichem Klingelton, der «personal computer» sind von «Aussenseitern» erfunden worden – und sind erfolgreich, weil sie den Wunsch nach Individualität und Selbstbestimmung ernst nehmen. Je mehr Standardisierung – in Deutschland hiess das mal «Gleichschaltung» –, desto weniger Kreativität, Wachstum und Fortschritt. Die neuere deutsche Geschichte bietet grausiges Anschauungsmaterial, wohin ein zentralisierter, standardisierter Staat mit einem «musterhaft» zentralisierten und standardisierten Schulsystem führt: in die Selbstauslöschung.